Genau am Tag des Treffens von Putin und Donald Trump in Alaska, dem 15. August, unterzeichnete Präsident Putin ein Dekret, welches Exxon Mobil die Rückerlangung ihrer Anteile am Öl- und Gasprojekt Sachalin-1 wieder ermöglichen könnte. Aus diesem war das Unternehmen 2022 ausgestiegen.
Welches Zeichen Präsident Putin zum Tag des Alaska Gipfels setzte
Von REDAKTION | Das Projekt Sachalin-! begann als Konsortium zur Förderung von Öl und Gas und ist im Nord-Osten direkt vor der Küste der Insel Sachalin nördlich von Japan gelegen. Sachalin-1 umfasst drei Felder in der Ochotskischen See: Chayvo, Odoptu und Arkutun-Dagi mit geschätzten förderbaren Mengen von 2,3 Milliarden Barrel Öl und 17,1 Billionen Kubikfuß Erdgas.
1996 schloss das Konsortium eine Vereinbarung über die Aufteilung der Förderrechte zwischen dem Sachalin-I-Konsortium, der Russischen Föderation und der Regierung von Sachalin. Die kommerzielle Förderung begann im Jahr 2005 unter der Leitung von Exxon Neftegas Limited (ENL), einer Tochtergesellschaft von Exxon Mobil.
Die Beteiligungsstruktur räumte Exxon Mobil und SODECO (Japan) je 30% und der indischen ONGC Videsh sowie Sakhalinmorneftegas-Shelf und RN-Astra (beide Rosneft Russland) je 20% an Anteilen ein.
Nach Ausbruch des Ukraine-Konflikts und den darauf folgenden Sanktionen sah sich ExxonMobil im März 2014 gezwungen, seinen Ausstieg aus dem Konsortium bekannt zu geben. Im April machte das Unternehmen eine Wertminderung über 4,6 Mrd. USD zum Projekt Sachalin-1 geltend. Russland reagierte im August 2022, indem es die Anteile von ExxonMobil einfror und sich das Recht vorbehielt, künftig starken Einfluss auf ausländische Eigentumsrechte auszuüben.
Im Oktober 2022 unterzeichnete Präsident Putin ein Dekret zur Gründung einer neuen russischen Betreibergesellschaft für das zuvor noch von Exxon Mobil geleitete Projekt. Man legte Rosneft als neuen Betreiber von Sachalin-1 fest und ermöglichte der russischen Regierung, über die Eigentumsrechte ausländischer Investoren – das heißt über den Anteil von Exxon Mobile – an dem Projekt zu verfügen.

Quelle: dzen.ru
Das neue Konsortium, Sakhalin-1 LLC, wird von der Rosneft-Tochter Sakhalinmorneftegaz-Shelf, welche die Investorenrechte an dem Projekt hält, geleitet. Während SODECO (30%, Japan) und ONGC Videsh Limited (20%, Indien) ihre Anteile auf die neue Betreibergesellschaft übertrugen, wird der 30-prozentige Anteil von Exxon inzwischen von Sakhalinmorneftegaz-Shelf (Rosneft) verwaltet.
Im Dezember 2024 unterzeichnete Putin ein weiteres Dekret über das die russische Regierung Exxon Mobil zur Veräußerung ihres 30-prozentiges Anteiles eine Verlängerung bis zum 1. Januar 2026, einräumte. Zugleich hat Russland damit die Eigentumsrechte von Exxon Mobil indirekt anerkannt.
Die äußeren Turbulenzen, welche das internationale Konsortium im Jahr 2022 voll trafen, führten auch zur geänderten Kundenstruktur: Waren die Abnehmer im Jahr 2020 noch Süd Korea (40%), Japan (21%), Thailand (15%), China (13%), USA (7%) und andere (4%), so blieben davon bis 2025 nur China (75%), Indien (21%) und andere (6%) übrig, welche inzwischen die Hauptabnehmer bilden.
Das Dekret von Präsident Putin vom 15.8.2025 als Türöffner
Das von Putin am Tag des Alaska Gipfels unterzeichnete Dekret könnte Exxon Mobil die Rückkehr nach Russland ermöglichen und den Wiedereinstieg in das Projekt Sachalin-1 ermöglichen. Doch, zugleich wären bestimmte Bedingungen zu erfüllen:
- die bestehenden Sanktionen aufheben zu lassen,
- Logistikketten mit dem Ausland wiederherzustellen,
- neue Kooperationsabkommen zu ermöglichen.
Eine Normalisierung und Wiederaufnahme der Geschäftsbeziehungen zwischen Russland und den USA über das Konsortium für Sachalin-1, könnte zugleich Türöffner für weitere und noch größere gemeinsame Explorationsprojekte in der Arktis sein, die zu den vielversprechendsten unerschlossenen Kohlenwasserstoffvorkommen der Welt zählen:

Schon im Jahr 2014 zwangen US-Sanktionen einmal mehr Exxon, seine gemeinsame Arktis-Explorationsvorhaben mit Rosneft nach der Entdeckung des riesigen Pobeda-Feldes in der Karasee im wahrsten Sinne des Wortes auf Eis legen zu müssen:
Mit nachgewiesenen Reserven von 125 Millionen Tonnen Öl und 422 Milliarden Kubikmetern Gas – und möglicherweise noch viel mehr – konkurriert die Fundstelle mit den Ressourcenvorkommen im Golf von Mexiko, von Brasilien und denen am Kontinentalsockel Alaskas oder übertrifft sie alle sogar. Deshalb wurde das Potenzial des Projekts als transformativ bezeichnet:
Die Zusammenarbeit zwischen den USA und Russland im Bereich der Ölförderung in der Arktis har vielversprechend begonnen, nachdem ihre beiden Unternehmen 2011 umfassende Vereinbarungen unterzeichnet hatten. Kernstück des Abkommens waren drei riesige und potentielle Lizenzgebiete in der Karasee. Im Jahr 2014 bohrten die beiden Unternehmen ihre erste und einzige Quelle in diesem Gebiet. Die Quelle „University-1”, die später den Namen „Pobeda” erhielt und mehr als 125 Millionen Tonnen Öl enthält. Die Vorkommen könnten ggfs. weitaus größer sein und möglicherweise bis zu 500 Millionen Tonnen betragen.
In einer Live-Übertragung vom Bohrstandort verglich Rosneft-CEO Igor Sechin seinerzeit das Ressourcenpotenzial der Karasee mit dem Saudi-Arabiens. In der Videopräsentation verwies er mit Stolz, wie die beiden Unternehmen bei der Entwicklung des Projekts eng zusammenarbeiten.
Damals war Rex Tillerson, der spätere US-Außenminister unter der ersten Trump Administration, CEO von ExxonMobil und eine der treibenden Kräfte hinter dem Kooperationsabkommen. Er wurde im Jahr 2013 für seinen Einsatz mit dem russischen Freundschafts-Orden ausgezeichnet.
Die Explorationen in der Karasee waren groß und beispiellos angelegt worden: Nie zuvor waren an diesen Stellen Explorationsbohrungen vorgenommen worden: In einem abgelegenen arktischen Gebiet auf 74 Grad nördlicher Breite, welches über den Großteil des Jahres mit Eis bedeckt ist!
Nachdem Bohrungen im Pobeda-Feld knapp vor Verhängung umfassender westlicher Sanktionen abgeschlossen waren, wurde die Zusammenarbeit zwischen USA und Russland bezüglich der Ölförderung in der Arktis zum abrupten Abbruch gebracht.
Vor diesem Hintergrund ist Putins Dekret vom 15. August 2025 zwar kein „Deal“, aber sehr deutliches diplomatisches Signal. Es unterstreicht, wie destruktiv militärische Konflikte das Wirtschaftsleben und Wohlergehen von Völkern negativ beeinflussen können: Globale Handelsbeziehzungen und Logistikketten wurden über Nacht zum Einsturz gebracht!
Der Gipfel in Alaska wurde in den Medien weitgehend auf den Ukraine-Konflikt reduziert. Doch, das Dekret vom 15. August 2025, welches Putin unterzeichnete, wurde in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, doch stellt eine strategische Weichenstellung dar, die imstande wäre, die Politik der grossen Mächte wieder auf ein konstruktive Grundlage, von der auch große Mehrheiten profitieren könnten, zu stellen!
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Die Analyse im Vorfeld des Gipfels von Alastair Crooke hat das vorhergesehen: HIER
Alastair Crooke: Sekundäre US-Sanktionen stellten einen Krieg gegen BRICS dar!
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