Es ist ein Muster, das sich so zuverlässig wiederholt wie ein schlechter Refrain: Die moralisch am lautesten auftretenden Personen sind sehr oft auch immer wieder diejenigen, die im eigenen Leben die dunkelsten Schatten werfen. Manche mögen sich noch erinnern: z.B. besonders laute Gegner gleicher Rechte für Homosexuelle waren oft selbst die größten Schwestern. Larry Craig, US-Senator, erklärte sich öffentlich gegen gleichgeschlechtliche Partnerschaften, wurde aber 2007 bei einer Razzia in einer Herren-Toilette eines Flughafens wegen unanständigen Verhaltens erwischt. Unvergessen bleibt der Fall des ungarischen Politikers Jozsef Szajer der Fidesz-Partei „Ein anti-schwuler ungarischer Politiker ist zurückgetreten, nachdem er von der Polizei dabei erwischt wurde, wie er aus einem Fenster floh, um einer 25-köpfigen Orgie zu entkommen“. Mark Foley, Republikaner im US-Repräsentantenhaus, der sich u.a. für den Schutz von Kinderrechten engagierte, dann jedoch sexuellen digitalen Kontakt mit Minderjährigen hatte und 2006 zurücktrat. Ebenfalls unvergessen der tiefe Fall des Sebastian Edathy (SPD). Edathy war SPD-Innenpolitiker, saß im Bundestag und war Vorsitzender des NSU-Untersuchungsausschusses. Öffentlich trat er als Vertreter eines besonders hohen moralischen Anspruchs auf, insbesondere bei Fragen von Recht, Polizei, Bürgerrechten, Extremismus und Kindeswohl. 2014 wurde bekannt, dass Edathy Bild- und Videomaterial bestellte, das zwar formal nicht strafbar war, aber eindeutig dem Umfeld kinderpornografischer Inhalte zuzuordnen war („Posing-Material“ minderjähriger Jungen). Die Ermittlungen führten zu bundesweiter Empörung – nicht zuletzt auch aus dem Grund, weil Edathy zuvor gerne strengere moralische Maßstäbe an andere angelegt hatte.

Der Beitrag Über moralische Großprediger und ihre Abgründe – heute: Konstantin Wecker erschien zuerst auf Tichys Einblick.

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