In den 1940er Jahren wurden eine Reihe von Filmen mit Bing Crosby und Bob Hope gedreht, beginnend mit „Road to Singapore“ im Jahr 1940. Die Handlung ist immer ähnlich.
Bing und Bob, zwei redegewandte Betrüger oder Gesangs- und Tanzpartner, geraten in einem Land in Schwierigkeiten: Bing kommt aus der Situation heraus, indem er Bob als Sklaven verkauft – wie in Marokko im Jahr 1942, von wo Bing verspricht, ihn zurückzukaufen – oder ihn dazu verpflichtet, in einer heidnischen Zeremonie geopfert zu werden oder dergleichen.
Teil 1 – Der Weg ins Chaos
Von MICHAEL HUDSON | Bob stimmt dem Plan immer zu – das führt immer zu einem glücklichen Hollywood-Ende, wobei sie gemeinsam entkommen. Und Bing bekommt immer das Mädchen.
In den letzten Jahren erlebten wir eine Reihe ähnlicher diplomatischer Inszenierungen mit den Vereinigten Staaten und Deutschland (stellvertretend für Europa als Ganzes). Wir könnten es den Weg ins Chaos nennen. Die Vereinigten Staaten haben Deutschland durch die Zerstörung von Nord Stream verraten, wobei der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (als unglückselige Bob-Hope-Figur) mitspielte und die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Lehen die Rolle von Dorothy Lamour (das Mädchen, das in den Hollywood-Filmen „Road“ zu Bings Preis wird) übernahm, indem sie forderte, dass ganz Europa seine NATO-Militärausgaben gemäss Bidens Forderung von 2% auf Trumps 5% hochschraube. Zu allem Überfluss soll Europa auch noch Sanktionen zu Lasten des Handels mit Russland und China verhängen und seine Länder dazu zwingen, ihre führenden Industrien in die Vereinigten Staaten zu verlagern.
Anders als im Film wird dies also nicht damit enden, dass die Vereinigten Staaten eilig herbeieilen würden, um das naive Deutschland zu retten.
Stattdessen werden Deutschland und Europa als Ganzes zu Opfergaben im verzweifelten, aber vergeblichen Versuch, das US-Imperium zu retten
Auch wenn Deutschland nicht sofort eine auswandernde und schrumpfende Bevölkerung wie die Ukraine erhalten wird, ist seine industrielle Zerstörung bereits in vollem Gange.
Trump sagte am 23. Januar auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos:
Meine Botschaft an alle Unternehmen der Welt ist ganz einfach: Kommen Sie nach Amerika, um Ihre Produkte zu produzieren und wir bieten Ihnen die niedrigsten Steuersätze aller Nationen der Welt
Wenn sie jedoch versuchen sollten, weiterhin im Inland oder in anderen Ländern zu produzieren zu lassen, würden auf ihre Produkte Zollsätze in Höhe der von Trumps angedrohten 20% erhoben werden.
Für Deutschland bedeutet dies (nach meiner Umschreibung):
Tut uns leid, dass sich Ihre Energiepreise vervierfacht haben. Kommen Sie nach Amerika und zahlen Sie fast so wenig wie zuvor an Russland, bevor Ihre gewählten Vertreter uns die Nord Stream kappen ließen!
Die große Frage ist, wie viele andere Länder sich so still verhalten werden wie Deutschland, indem Trump die Spielregeln – Amerikas regelbasierte Ordnung – ändert. Ab wann wird eine kritische Masse erreicht, sodass sich die Weltordnung als Ganzes verändert?
Kann es für das kommende Chaos noch ein Hollywood-Ende geben? Die Antwort lautet Nein: Der Schlüssel dazu liegt in den Auswirkungen der von Trump angedrohten Zölle und Handelssanktionen auf die Zahlungsbilanz. Weder Trump noch seine Wirtschaftsberater verstehen, welchen Schaden ihre Politik anzurichten vermag, indem sie die Zahlungsbilanz und die Wechselkurse weltweit radikal aus dem Gleichgewicht bringt und einen finanziellen Zusammenbruch unvermeidlich macht.
Zahlungsbilanz und Wechselkurs als Hemmschuh gegen Trumps Zoll-Aggression
Die ersten beiden Länder, die Trump bedroht hat, waren die NAFTA-Partner der USA, Mexiko und Kanada. Trump hat beiden Ländern mit einer Erhöhung der US-Zölle auf Importe aus diesen Ländern um 20 % gedroht, sollten sie seinen politischen Forderungen nicht nachkommen.
Er hat Mexiko auf zwei Arten bedroht. Zunächst einmal mit seinem Einwanderungsprogramm:
- zur Abschiebung illegaler Einwanderer
- zur Erteilung kurzfristiger Arbeitserlaubnisse für mexikanische Saisonarbeiter
- in der Landwirtschaft und im Haushalt
Er hat vorgeschlagen, die lateinamerikanische Einwanderungswelle nach Mexiko zu umzuleiten, mit der Begründung, dass die meisten über die mexikanische Grenze entlang des Rio Grande nach Amerika gekommen wären. Dies bedroht Mexiko, das an seiner Südgrenze über keine Mauer verfügt, mit einer enormen Belastung an Sozialkosten.
Mexiko und auch andere Länder, deren Bürger in den USA nach Arbeit suchen, hätten darüber hohe Kosten gegenüber ihrer Zahlungsbilanz zu tragen. Eine wichtige Einnahmequelle für diese Länder stellen die Überweisungen von Arbeitnehmern dar, die ihren Familien Geld, soweit sie sich es leisten können, überweisen. Dies ist eine wichtige Einnahmequelle für Familien in Lateinamerika, Asien und anderen Ländern. Durch Abschiebung von Einwanderern würde diese wesentliche Einnahmequelle, die den Wechselkurs ihrer Währungen gegenüber dem Dollar stützt, wegfallen
Die Einführung eines Zolls von 20 % oder anderer Handelshemmnisse gegen Mexiko und andere Länder wäre ein fataler Schlag gegen ihre Wechselkurse, da es den Exporthandel reduzieren würde, den die US-Politik unter Präsident Carter gefördert hat, um die Vergabe von US-Arbeitsplätzen an mexikanische Arbeitskräfte zu fördern, um die Lohnkosten in den USA niedrig zu halten. Die Gründung von NAFTA unter Bill Clinton führte zu einer langen Kette von Montagewerken des Unternehmens Maquiladora südlich der US-amerikanisch-mexikanischen Grenze, in denen mexikanische Niedriglohnarbeiter an Fließbändern arbeiteten, die von US-Unternehmen eingerichtet worden waren, um Lohnkosten zu sparen. Zölle würden Mexiko abrupt US-Dollar, die es für Pesos-Zahlungen an diese Arbeitskräfte benötigte, entziehen und würden auch die Kosten ihrer US-amerikanischen Muttergesellschaften erhöhen.
Das Ergebnis dieser beiden Trump-Politiken wäre ein Einbruch der Dollar-Einnahmen von Mexiko. Dies wird Mexiko zu einer Entscheidung zwingen: Falls es diese Bedingungen passiv hinnimmt, würde der Wechselkurs des Pesos abwerten. Dadurch würden Importe (die weltweit in Dollar berechnet werden) in Peso-Währung teurer, was zu einem erheblichen Anstieg der Inflation im Inland führen würde. Alternativ könnte Mexiko seine Wirtschaft den Vorzug einräumen und erklären, dass die durch Trumps Zollmaßnahmen verursachte Handels- und Zahlungsstörung es daran hindere, seine Dollar-Schulden an Gläubiger von Bonds zu zahlen.
Im Jahr 1982 löste Mexikos Zahlungsausfall bei seinen auf Dollar lautenden Tesobono-Anleihen die Schuldenkrise in Lateinamerika aus. Trumps Handlungen lassen darauf schließen, dass er eine Wiederholung erzwingen will. In diesem Fall wäre Mexikos Gegenreaktion die Aussetzung der Zahlungen auf seine US-Dollar-Anleihen.
Dies könnte weitreichende Auswirkungen haben, da viele andere lateinamerikanische Länder und solche des globalen Südens einen ähnlichen Druck auf ihre internationale Handels- und Zahlungsbilanz verspüren. Der Dollarkurs ist gegenüber ihren Währungen bereits stark gestiegen, da die Federal Reserve die Zinssätze erhöhte, was Investitionsfonds aus Europa und anderen Ländern anzieht. Ein steigender Dollar bedeutet steigende Importpreise für Öl und Rohstoffe, die in Dollar denominiert sind.
Kanada sieht sich mit einer ähnlichen Zahlungsbilanzkrise konfrontiert. Das Gegenstück zu den mexikanischen Maquiladora-Fabriken sind die Autoteilefabriken in Windsor, auf der anderen Seite des Flusses von Detroit. In den 1970er Jahren einigten sich die beiden Länder auf den Auto Pakt, der festlegte, welche Montagewerke bei der gemeinsamen Produktion von US-amerikanischen Autos und Lastwagen zum Einsatz kommen sollten.
Nun, „vereinbart“ trifft vielleicht nicht den richtigen Kern der Bedeutung. Ich weilte zu dieser Zeit in Ottawa und Regierungsbeamte dort waren sehr verärgert darüber, dass ihnen der kürzere Teil des Autogeschäfts zugewiesen wurde. Aber es läuft noch heute – fünfzig Jahre später, und trägt nach wie vor wesentlich zur kanadischen Handelsbilanz und damit zum Wechselkurs des kanadischen Dollars bei, der bereits gegenüber dem US-Dollar gefallen ist.
Natürlich ist Kanada nicht Mexiko. Der Gedanke, dass das Land die Zahlung seiner Dollar-Anleihen aussetzen könnte, ist in einem Land, das weitgehend von seinen Banken und Finanzinteressen geleitet wird, undenkbar. Aber die politischen Folgen werden in der gesamten kanadischen Politik zu spüren sein. Es wird eine antiamerikanische Stimmung – die in Kanada immer unter der Oberfläche brodelt – aufkommen und Trumps Fantasie, Kanada zum 51. Bundesstaat zu machen, das Ende bereiten.
Die impliziten moralischen Grundlagen der internationalen Wirtschaftsordnung
In Trumps Zoll- und Handelsdrohungen kommt ein grundlegendes illusorisches moralisches Prinzip zum Tragen, das der allgemeinen Erzählung, mit der die Vereinigten Staaten versuchen, ihre unipolare Vorherrschaft über die Weltwirtschaft zu rechtfertigen, zugrunde liegt.
Dieses Prinzip beschreibt die Illusion von Gegenseitigkeit, was gegenseitige Vorteile und Wachstum unterstützt: Im amerikanischen Vokabular wird das mit demokratischen Werten und Phrasen von freien Märkten verpackt, was im Rahmen des von den USA gesponserten internationalen Systems automatische Stabilisierung verspricht.
Die Prinzipien von Gegenseitigkeit und Stabilität standen im Mittelpunkt der wirtschaftlichen Argumente von John Maynard Keynes während der Debatte in den späten 1920er Jahren bezüglich der US-Forderung, dass ihre europäischen Kriegsverbündeten hohe Schulden für Waffen zu bezahlen hätten, die sie vor dem formellen US-Kriegseintritt in den USA gekauft hatten. Die Alliierten stimmten der Zahlung zu, indem sie Deutschland Reparationen auferlegten und die Kosten auf den Verlierer des Krieges abwälzten. Doch diese Forderungen der Vereinigten Staaten an ihre europäischen Verbündeten und im Gegenzug von diesen an Deutschland, überstiegen bei weitem die Möglichkeiten [Deutschlands].
Das grundlegende Problem, so Keynes, bestand darin, dass die Vereinigten Staaten ihre Zölle gegen Deutschland in Reaktion auf die Abwertung seiner Währung erhöhten und dann den Smoot-Hawley-Tarif gegen den Rest der Welt verhängten. Dadurch wurde Deutschland gehindert, harte Währung zu verdienen, um die US-Verbündeten zu bezahlen, was diese wiederum hinderte, Amerika zu bezahlen.
Damit das internationale Finanzsystem des Schuldendienstes funktioniere, so Keynes, ist eine Gläubigernation verpflichtet, Schuldnerländern die Möglichkeit zu geben, das Geld für die Zahlung durch Exporte in die Gläubigernation aufzubringen. Andernfalls kommt es zu einem Währungszusammenbruch und einer lähmenden Sparpolitik in den Schuldner[-ländern]. Dieses Grundprinzip sollte im Mittelpunkt jeder Gestaltung der internationalen Wirtschaftsordnung stehen, mit gegenseitigen Kontrollen und Abwägungen, um einen solchen Zusammenbruch zu verhindern.
Die Keynes-Gegner – der französische anti-deutsche Monetarist Jacques Rueff und der neoklassische Handelsbefürworter Bertil Ohlin – wiederholten das gleiche Argument, das David Ricardo in seiner Aussage vor dem britischen Bullion Committee in den Jahren 1809–1810 vorgebracht hatte. Er behauptete, dass die Zahlung von Auslandsschulden automatisch ein Gleichgewicht im internationalen Zahlungsverkehr herstelle. Diese ökonomische Schrotttheorie lieferte die Logik, die bis heute das grundlegende Sparmodell des IWF darstellt.
Der Fantasie dieser Theorie zufolge führt die Zahlung von Schulddienstleistungen zu einer Senkung der Preise und Löhne im Schuldnerland, wodurch dessen Exporte stiegen, da sie für Ausländer günstiger würden. Der Erhalt an Schulddienstleistungen durch Gläubigernationen würde vermeintlich monetarisiert, um die eigenen Preise zu erhöhen (Quantitätstheorie des Geldes), wodurch die Exporte sinken würden. Diese Preisverschiebung sollte so lange anhalten, bis das Schuldnerland, das unter Geldabfluss und Sparmaßnahmen leidet, in der Lage wäre, genug zu exportieren, um die Zahlung an seine ausländischen Gläubiger zu leisten.
Die USA erlaubten jedoch nicht, dass ausländische Importe mit ihren eigenen Produzenten konkurrierten. Für Schuldner bestand der Preis der monetären Sparmaßnahmen nicht in einer wettbewerbsfähigeren Exportproduktion, sondern in wirtschaftlicher Zerrüttung und Chaos.
Ricardos Modell und die neoklassische Theorie der USA waren lediglich eine Entschuldigung für eine harte Gläubigerpolitik
Strukturelle Anpassungen oder Sparmaßnahmen hatten verheerende Auswirkungen auf die Volkswirtschaften und Regierungen, denen sie auferlegt wurden. Sparmaßnahmen verringern Produktivität und Output.
Als Keynes 1944 auf der Konferenz von Bretton Woods versuchte, der Forderung der USA nach außenwirtschaftlicher und monetärer Unterordnung zu widerstehen, schlug er den Bancor, eine zwischenstaatliche Zahlungsbilanzvereinbarung, vor: Diese beabsichtigte, dass chronische Gläubigernationen (nämlich die Vereinigten Staaten) ihre Anhäufung von finanziellen Forderungen gegenüber Schuldnerländern (wie z. B. Großbritannien) verlieren sollten. Dies wäre der Preis, der gezahlt werden müsste, um zu verhindern, dass die internationale Finanzordnung die Welt in Gläubiger- und Schuldnerländer polarisiert. Gläubiger müssten es Schuldnern ermöglichen, ihre Schulden zu begleichen, oder sie würden ihre finanziellen Zahlungsansprüche verlieren.
Keynes betonte auch, dass Gläubiger, wenn sie bezahlt werden wollten, aus den Schuldnerländern importieren müssten, um ihnen die Zahlungsfähigkeit zu gewähren.
Dies war eine zutiefst moralische Politik, die zudem wirtschaftlich sinnvoll war. Sie würde beiden Parteien Wohlstand ermöglichen, anstatt dass eine Gläubigernation prosperiert, während die Schuldnerländer Sparmaßnahmen erliegen, die sie daran hindern, in die Modernisierung und Entwicklung ihrer Volkswirtschaften zu investieren, um die Sozialausgaben und den Lebensstandard zu erhöhen.
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Fortsetzung mit Teil 2 folgt
Übersetzung: UNSER MITTELEUROPA
Der Beitrag im Original auf Englisch: HIER
Zum Autor:
Michael Hudson (* 14. März 1939 in Chicago, Illinois) ist ein US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler. Er ist Distinguished Research Professor an der University of Missouri–Kansas City, außerdem Finanzanalyst und Berater an der Wall Street sowie Präsident des Instituts für Langfristige Wirtschaftsentwicklung (Institute for the Study of Long-term Economic Trends, ISLET).
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