Von Wladimir Dobrynin

Am Montag, dem 3. Februar, wurden Einzelheiten der Gespräche zwischen der Administration des Weißen Hauses in der Person des US-Außenministers Marco Rubio und Panamas Präsidenten José Raúl Mulino bekannt. Rubio hatte gegenüber Mulino angekündigt, dass Trump „den gegenwärtigen Einfluss und die Kontrolle der Kommunistischen Partei Chinas über das Gebiet des Panamakanals“ für eine Bedrohung und eine Verletzung des Vertrags über die ständige Neutralität und den Betrieb des Panamakanals halte.

Washington erreichte sein Ziel – der Besuch führte zu Panamas Verzicht auf die weitere Zusammenarbeit mit China im Rahmen der Initiative der Neuen Seidenstraße. Der zufriedene Trump kündigte an, dass in Panama keine US-Soldaten benötigt werden, obwohl er zuvor keine Optionen ausgeschlossen hatte, um die Kontrolle der USA über den Kanal wiederzuerlangen.

Somit errangen die Vereinigten Staaten ihren zweiten diplomatischen Sieg in Folge über ein lateinamerikanisches Land. Nur eine Woche zuvor hat Washington durch Androhung von Zöllen Kolumbien gezähmt, das es gewagt hatte, die Annahme von US-Flugzeugen mit Migranten zu verweigern. Kolumbien, traditionell der nächste Verbündete der USA in Südamerika, hängt stark vom US-amerikanischen Markt im Bereich des Exports von Öl, Kaffee und Schnittblumen ab und hat keine nennenswerten Druckmittel gegenüber Washington.

„Ich denke, dass Kolumbiens Präsident Gustavo Petro keine Ahnung vom Umfang und Einfluss der USA auf die Wirtschaft unseres Landes hatte. Doch bald verstand er, dass die Folgen überall zu spüren sein werden, angefangen beim Wechselkurs. Ich denke, er hat in diesen ein oder zwei Tagen mehr über die Wirtschaft gelernt als in seinem ganzen bisherigen Leben“, sagte Bruce Mac Master, Vorsitzender der nationalen Unternehmensvereinigung Kolumbiens.

Eine angespannte Lage hat sich auch in Beziehungen der USA zu Mexiko entwickelt, dessen Präsidentin Claudia Sheinbaum nicht nur eine „unkoordinierten Deportation“ von Mexikanern in die Heimat ablehnt, sondern auch gegen das von Washington betriebene Programm „Bleibe in Mexiko“ für jene Mexikaner, die eine Einreise in die USA erst beabsichtigen, eintritt.

Nach Angaben des Ministeriums für Innere Sicherheit der USA reisten im Jahr 2022 mit 4,8 von elf Millionen fast die Hälfte der illegalen Migranten in die Vereinigten Staaten ausgerechnet aus Mexiko ein. Zwei militärische Transportflugzeuge mit Deportierten, die sich nach Mexiko begaben, erhielten nicht die Erlaubnis, in den mexikanischen Luftraum einzufliegen und landeten schließlich in Guatemala.

In diesem Fall erschien Trumps Reaktion verspätet: Die Entscheidung über die Erhöhung von Zöllen auf mexikanische Waren um 25 Prozent wurde erst am Samstag, dem 1. Februar, bekannt gegeben. Trump erklärte seinen Beschluss damit, dass Kanada und Mexiko in den Drogenschmuggel in die USA verwickelt seien und warf der mexikanischen Regierung Verbindungen zu kriminellen Organisationen vor. Sheinbaum ordnete sofort an, in Bezug auf die USA Gegenmaßnahmen „im Bereich der Zölle und darüber hinaus“ zu ergreifen und wies Trumps Anschuldigungen entschieden zurück.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass Sheinbaum sich auf die Einführung der Zölle im Voraus vorbereitet hatte und mit einer „Unterstützung des Forums“ rechnete. Am 26. Januar haben die Mitgliedsstaaten der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC) auf die Initiative des kolumbianischen Präsidenten Gustavo Petro angekündigt, sich am 30. Januar zu einem Gipfel zum Widerstand gegen Trump zu versammeln. Zunächst wurde die Idee von der amtierenden Vorsitzenden der Organisation, der Präsidentin von Honduras, Xiomara Castro, gebilligt.

Im Übrigen versuchte auch Castro, sich als mutige Politikerin zu zeigen. Auf die Androhung von Tariferhöhungen und sonstigen Sanktionen erinnerte sie die US-Administration: „Die Regierung der USA vergisst aus irgendeinem Grund, dass sich auf dem Gebiet von Honduras ihre Militärbasen befinden. Sie stehen hier seit Jahrzehnten, wobei Amerika nichts dafür bezahlt, doch wenn es beschließt, feindselige Politik gegenüber uns zu führen, möge es wissen, dass die militärische Präsenz der USA auf unserem Territorium jeglichen Sinn verliert.“

Der pensionierte US-amerikanische Aufklärungsoffizier Scott Ritter erklärte auf X, dass Washingtons Aktionen zu einer Vereinigung Kolumbiens, Venezuelas, Panamas, Kubas und Mexikos gegen die USA führen könnten, und dass das Südliche Kommando der Vereinigten Staaten die Folgen eines solchen Konflikts nicht bewältigen könnte. „Washington hat nicht genug militärische Ressourcen, um andere Staaten mit Gewalt zu zwingen, sich seinen Forderungen zu unterwerfen“, fügte Ritter hinzu.

Möglicherweise wurde gerade, um ein solches Szenario zu vermeiden, der Sonderbeauftragte des US-Präsidenten, Richard Grenell nach Caracas geschickt. Dort traf er sich mit Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro, der von den USA nicht als Präsident von Venezuela anerkannt wird. Nach Maduros Angaben verliefen die Verhandlungen erfolgreich: Er kündigte an, sechs US-Bürger freizulassen und in die Vereinigten Staaten zurückzuführen, ohne allerdings ihre Namen und Gründe für ihre Festnahme auf dem Gebiet Venezuelas bekannt gegeben zu haben. Dafür ließ er – vom Herrn des Palacio de Miraflores – einen Gruß an Donald Trump ausrichten.

„Es gibt Fragen, in denen wir vorläufige Einigungen erzielt haben, und wenn sie umgesetzt werden, werden sich neue Möglichkeiten eröffnen. Ich hoffe, dass diese neuen Einigungen den beiden Ländern und der Region zugutekommen. Präsident Trump, wir haben einen ersten Schritt gemacht, und ich hoffe, dass dies fortgesetzt wird“, sagte Maduro.

Anscheinend hatten die Ergebnisse des Treffens zwischen Grenell und Maduro eine negative Wirkung auf die Einigkeit der CELAC. Kurz vor dem Datum des Treffens kündigte Xiomara Castro unerwartet an, dass der für den 30. Januar geplante Gipfel nicht stattfinden werde. Wie das spanischsprachige Nachrichtenportal Infobae berichtet, hat eine fehlende Einigung zu Fragen von gemeinsamem Interesse wie etwa Migration und Beziehungen zu den USA die Durchführung eines außerordentlichen Treffens verhindert. Niemand wagte zu behaupten, dass die Vorsitzende der CELAC ihre Entscheidung unmittelbar auf Druck des „großen Bruders“ aus dem Norden getroffen habe.

„Unter den Botschaften von lateinamerikanischen Ländern in Washington herrscht große Besorgnis“, schreibt die britische Zeitung Financial Times. Die Publikation zitiert einen ranghohen Diplomaten aus der Region in Washington: „Anscheinend sind wir in das Jahr 1897 und die Epoche des Präsidenten William McKinley, der Kuba und die Philippinen überfallen hatte, zurückgekehrt.“ Eine klare Andeutung auf Trumps Ankündigung, dass die USA den Panamakanal zurückerhalten sollten.

Michael Shifter, Vorsitzender der Denkfabrik „Interamerikanischer Dialog“ in Washington, erklärte, dass sich die Staatschefs  lateinamerikanischer Länder Trump kaum beugen werden. „Sie versuchen, ein Gleichgewicht zu finden. Einerseits müssen sie pragmatisch sein, denn Trump ist tatsächlich in der Lage, Sanktionen einzuführen, die für diese Länder sehr schmerzlich wären. Andererseits müssen sie ihr Gesicht wahren und zeigen, dass sie einen Nationalstolz haben und ihre Souveränität verteidigen.“ Doch bisher leistet allein Mexiko Widerstand, ohne eine gemeinsame Gegenaktion organisiert zu haben.

Es wird klar, dass Trump in Bezug auf lateinamerikanische Länder nach dem Prinzip „Teile und herrsche“ agieren wird. Alle 33 Mitglieder der CELAC hängen einzeln viel stärker von den USA ab, als die USA von jedem einzelnen von ihnen. Eine Ausnahme stellt möglicherweise Brasilien dar, das bisher keinen Kommentar zu den Zollandrohungen abgab.

Dem gewieften Geschäftsmann Trump wird es leichtfallen, der Organisation „ein Blütenblatt nach dem anderen abzureißen“, indem er die Probleme mit jedem Land einzeln löst. Aktionen von Gustavo Petro und Xiomara Castro machen deutlich, dass das Prinzip „einer für alle, alle für einen“ in Lateinamerika nicht wirkt. „Jeder ist sich selbst der Nächste“ trifft es viel eher.

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei der Zeitung Wsgljad am 3. Februar.

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