Der mächtige Leiter des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrei Jermak – böse Zungen behaupten, dass er der eigentliche Machthaber in Kiew ist –, hat in einem am Sonntag veröffentlichten Interview für die italienische Zeitung Corriere della Sera erklärt, die Ukraine befinde sich faktisch im Krieg gegen die Demokratische Volksrepublik Korea. 

Die Zeitung zitiert den Chef von Selenskijs Stab wie folgt: 

„Nach unseren Informationen werden in diesen Tagen nordkoreanische Soldaten an der Kursker Front eingesetzt und beginnen, gegen unsere Truppen zu kämpfen. Ein Schritt, der zeigt, dass Nordkorea de facto an diesem Krieg beteiligt ist. Ein Beweis dafür, dass die Ukraine jetzt nicht nur gegen den russischen Aggressor kämpft, sondern auch gegen ihre nordkoreanischen Verbündeten und den Iran, der die Shahed-Drohnen liefert.“

Jermak, den der Corriere della Sera den „ukrainischen Richelieu“ nennt, fordert im weiteren Verlauf des Interviews deshalb mehr Waffen und die Aufhebung der Beschränkungen für Angriffe auf russisches Hoheitsgebiet.

Auf die nochmalige ausdrückliche Nachfrage, ob die Ukraine im Krieg mit der DVRK ist, antwortet Jermak: 

„De facto können wir sagen, dass Nordkorea an diesem Konflikt beteiligt ist. De jure gibt es keine offizielle Kriegserklärung aus Pjöngjang, aber de facto haben sie sich der militärischen Aggression gegen unser Land angeschlossen, einem Konflikt, der bereits seit einem Jahrzehnt andauert.“

An die italienische Leserschaft richtete Jermak den Hinweis, dass die „Nordkorea-Frage Giorgia Meloni neue Argumente liefern kann, um auch in ihrer Regierung die Vorbehalte uns gegenüber zu überwinden“. Es sei „sehr wichtig“ gewesen, dass Selenskij mit seinem „Siegesplan“ persönlich in Rom gewesen ist.

Ob Jermaks Kalkül aufgeht und er mit seiner Nordkorea-Story die Europäer, und unter ihnen die besonders zurückhaltenden Italiener, zu weiteren Waffenlieferungen und Finanzhilfen für das Kiewer Regime oder gar zur Aufnahme der Ukraine in die NATO und – Selenskijs sehnlichster Wunsch – der direkten Intervention des Westens in den Krieg bewegen kann, bleibt abzuwarten.

Die Spekulationen um den Einsatz von Soldaten aus der Demokratischen Volksrepublik Korea in Russland hatten in ukrainischen Medien unmittelbar nach der Ratifizierung des russisch-koreanischen Beistandsabkommens durch das russische Parlament Mitte Oktober begonnen. Wenige Tage später stellte der ukrainische Machthaber Selenskij in seiner Vorstellung des sogenannten „Siegesplans“ im ukrainischen Parlament die Behauptung auf, nordkoreanische Soldaten seien bereits in der Region Kursk im Einsatz.

Im Westen reagierten Militärs und Politiker zunächst skeptisch auf diese Behauptungen. Am 23. Oktober erklärte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin dann, das Pentagon verfüge über Beweise für die Präsenz nordkoreanischer Truppen in Russland. Während einer Pressekonferenz in Rom betonte der Minister, das Ziel ihrer Präsenz sei noch ungewiss.

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