Bei vier Angeklagten in dem aufsehenerregenden Fall hat das Moskauer Bezirksgericht Twerskoj soeben Haftstrafen zwischen viereinhalb und siebeneinhalb Jahren angekündigt. Die Zeitung Wedomosti erzählt zu dem Fall:

„Die Gruppe war von Februar 2017 bis September 2020 aktiv. Die Täter erstellten täuschend echt aussehende Websites führender Kultureinrichtungen, auf denen sie illegal deren Markenzeichen verwendeten und Tickets zu überhöhten Preisen verkauften. Dazu gehören die Websites des Mariinski-, des Bolschoi- und des Maly-Theaters, des Theaters der Nationen, des Russischen Akademischen Jugendtheaters (RAMT), des Pjotr-Tschaikowski-Konservatoriums und des Internationalen Militärmusikfestivals Spasskaja Baschnja. Die Einrichtungen erlitten Sachschäden in Höhe von über neun Millionen Rubel.“

Das Strafverfahren war im Jahr 2020 nach einer Beschwerde der Leitung des Mariinski-Theaters eingeleitet worden, die entdeckt hatte, dass Tickets für Aufführungen über Nachahmungen der offiziellen Website verkauft worden waren, schrieb die Zeitung Kommersant im Januar 2022. Die Ermittler gingen damals davon aus, dass der Betrug von den Geschäftsleuten Andrei Chartanjuk und Alexei Kurinow organisiert wurde, die im Jahr 2013 das Unternehmen „Simple Life Innovation Ticketing“ gegründet hatten.

Anfänglich waren sie jedoch mit dem ganz legalen Verkauf von Eintrittskarten für Aufführungen, Sportspiele und Festivals beschäftigt gewesen. Im Jahr 2017 änderte sich alles, als Chartanjuk auf die Idee kam, mit den Theatertickets viel mehr Geld zu machen – allerdings illegal. Den Ermittlungen zufolge schlug Chartanjuk seinem Partner vor, täuschend echt aussehende öffentliche Websites zu erstellen und auf diese die sündteuren Karten anzubieten.

Die Geschäftspartner nahmen sich der Sache an und schufen ein umfangreiches Netzwerk von Spezialisten, die ihnen halfen, leichtgläubige Theaterbesucher zu täuschen. Über 150 Personen waren in die illegalen Aktivitäten verwickelt, so die Ermittler. Darunter sind IT-Spezialisten, Mitarbeiter von Callcentern in Moskau und Wladimir, Ticketverkäufer, Kuriere, Programmierer, Werbeleiter und Systemadministratoren.

Praktisch alle Teilnehmer der „Ticket-Mafia“ wurden nun vor Gericht gestellt, berichtet die Zeitung Wedomosti. Nur Chartanjuk und seine Mutter, die aktiv an den betrügerischen Aktivitäten beteiligt war, konnten entkommen – sowohl Mutter als auch Sohn stehen jetzt auf einer Fahndungsliste.

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