Von PETER WÜRDIG | Jetzt kommt der „Kurswechsel“ bei der Energiewende – das sagt zumindest Katherine Reiche, Ministerin für Wirtschaft und Energie, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Mit dem Wechsel ist das so eine Sache. Da hatte man uns doch den Politikwechsel versprochen, ist auch nichts draus geworden. Nun also heißt es, „die Kosten müssen runter!“, also beim Ökostrom, und dass der eigentlich viel zu teuer ist. Dem wird kaum jemand widersprechen.

Es soll einen „Realitätscheck“ zur Energiewende geben, und den will Reiche bis Ende des Sommers vorlegen. Die Energiewende gibt es seit 2000, da wurde das EEG beschlossen, also der Übergang zur Planwirtschaft. Dass man nun „schon“ nach 25 Jahren die Realität checkt, das ist ja immerhin ein Fortschritt.

Angemahnt wurde das schon lange, erinnert sei an die Worte von Prof. Hans-Werner Sinn in seinen Vorträgen: „Haben die denn keinen Taschenrechner?“. Und nun muss man hoffen, dass Reiche einen Taschenrechner hat und den in die Hand nimmt. Einen Realitätscheck im Kleinen hatten wir übrigens auch schon, erinnert sei an das Projekt „Smart region Pellworm“ (PI-NEWS berichtete).

Die Realität ergab, dass die Energiewende nicht in der Lage war, auch nur eine kleine Insel zu versorgen. Man hat dann klammheimlich alles wieder abgebaut und auf der Fläche einen Hundespielplatz eingerichtet. Die Frage also ist: müssen wir nach dem Realitätscheck nicht nur Pellworm, sondern auch ganz Deutschland zum Hundespielplatz umbauen?

Eine der neuen Ideen ist: „Betreiber von Ökostrom-Anlagen sollten sich aus Reiches Sicht künftig an der Finanzierung des Stromnetzausbaus beteiligen.“ Was heißt da „beteiligen“? Ist das auch nur so ein Placebo-Effekt wie bei der „Akzeptanz-Abgabe“? Da bezahlen die Betreiber 0,2 Cent pro kWh für die Gemeindekasse, und die Bürger der Gemeinde „dürfen“ dann acht Cent, zehn Cent oder 12 Cent für eine kWh bezahlen, die im freien Markt niemand auch nur für einen Cent freiwillig abnehmen würde. Da bleiben also Fragen, denn den weiteren Netzausbau brauchen wir ja nur wegen der Energiewende. Und dass die vom System verhätschelten Betreiber von EE-Anlagen merkliche Teile ihrer Profite ohne massiven Druck abgeben, ist mehr als fraglich.

Mehr „Steuerbarkeit“?

Zum „Realitätscheck“ heißt es: „Wir brauchen zwingend mehr Steuerbarkeit, um die Volatilität der Stromerzeugung durch erneuerbare Energien ausgleichen zu können. Auch Speicher spielen zum Ausgleich eine Rolle. Sie sind Teil der Lösung, aber reichen allein nicht aus.“ Wie will man denn die Volatilität ausgleichen? Da fehlt jeder sinnvolle und bezahlbare Ansatz.

Den Ausgleich haben bisher die Kernkraftwerke geleistet, da wurden die letzten drei schon unter der Regierung Scholz abgeschaltet und zerstört. Jetzt gibt es noch einen Ausgleich durch die noch bestehenden Kohle-Kraftwerke, aber die sollen ja auch abgeschaltet und zerstört werden. In manchen Situationen kann nur das Ausland helfen, da die die deutsche Energiewende nicht mitmachen; dann hofft man auf „Atomstrom“ aus Frankreich.

Nach den bisherigen Vorstellungen der Ministerin sollen Gaskraftwerke in der Größenordnung von 20 Gigawatt errichtet werden. Aber nicht nur, dass niemand diese Werke ohne massive Subventionen bauen wird – wo das Gas dafür herkommen soll und was das dann kostet, das weiß heute niemand. Von daher kommen also Kosten ohne Ende auf uns zu.

Bitte „kosteneffizienter“!

Reiche weiter: „Die Energiewende müsse kosteneffizienter werden. Und das geht auch.“ Wie das aber wirklich gehen soll, dafür fehlt auch der geringste Ansatz. Das ist also alles nur Wunschdenken. Dann heißt es auch noch: „wegen fehlender Netze müssen erneuerbare Anlagen immer wieder gedrosselt werden“ – es sind aber nicht fehlende Netze, es fehlen die Speicher.

Zu manchen Zeiten, vor allem im Sommer, produzieren die EE-Anlagen zeitweilig mehr als überhaupt gebraucht werden kann. Das wird nicht anders, wenn man noch mehr Netze hat. Mit dem weiteren Zubau von Windmühlen und PV-Anlagen wird die Schieflage im System immer größer. Wenn Anlagen gedrosselt werden müssen, dann erhalten sie trotzdem die gesetzlich vorgeschriebenen Vergütungen. Wie dabei die Energiewende „kosteneffizieter“ werden soll, erschließt sich einem nicht.

Dann zeigt sich bei Reiche noch ein seltsames Verständnis von Technik. Wörtlich: „Wir brauchen sie (die „Erneuerbaren“) auch, weil es innovative Technologien sind.“ Also, Windmühlen sind die Technik des Mittelalters. Damals hatte man nichts anderes – die wirklich innovative Technologie ist die Dampfmaschine (und der Kernreaktor). Davon findet sich aber nichts bei den Äußerungen unserer Wirtschaftsministerin.

Grüner Widerstand

Nun kommt, wie zu erwarten, auch noch Widerstand von der grünen Seite.  Karsten Smid, Greenpeace-Experte, sagt dazu: „Was Katherina Reiche als ‚Realitätscheck‘ verkauft, ist in Wahrheit ein Rückfall in die fossile Vergangenheit“. Als Experte weiß er, was „green“ ist und was nicht, und so fordert er auch noch, durch mehr Windmühlen „mehr Flexibilität im Netz zu ermöglichen“.

Das erinnert an den bekannten Hinweis einer ehemaligen Außenministerin: „Das Netz ist der Speicher“. Nun, da können wir spannende neue Entwicklungen erwarten!


Peter Würdig.
Peter Würdig.

PI-NEWS-Autor Peter Würdig, Jahrgang 1937, ist Abgeordneter im Samtgemeinderat Land Hadeln (bei Cuxhaven). Er hat das Studium der Physik an der TU Berlin mit Abschluss Diplom-Ingenieur beendet und engagiert sich in der AfD in Landes- und Bundesfachausschuss für die Gestaltung des Parteiprogramms im Bereich Energie- und Klimapolitik. Würdig leitet ein Unternehmen, das sich mit Programmen für die medizinische Statistik und die krankenhausversorgende Apotheke beschäftigt. Aktuelles dazu erfährt man auf seiner Facebook-Seite.

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