Von Olga Samofalowa
Zwischen dem 21. und 25. Oktober hat die Nachrichtenagentur Bloomberg eine globale Umfrage durchgeführt, bei der die Befragten die Preisdynamik von Gold, US-Dollar und Bitcoin in Abhängigkeit vom Wahlsieg von Donald Trump oder Kamala Harris bei den US-Präsidentschaftswahlen prognostizieren sollten. Sie neigen zur Ansicht, dass ein Sieg von Trump die Finanzmärkte viel positiver als ein Sieg von Harris beeinflussen werde.
So vermuten 57 Prozent der Befragten, dass der Goldpreis im Fall eines Sieges von Donald Trump steigen werde. Dabei denken 55 Prozent der Befragten, dass das Gold bei einem Sieg von Harris billiger werden werde.
Der US-Dollar werde unabhängig von dem Wahlergebnis im Preis steigen, meinen 65 Prozent der Befragten.
Die durchschnittliche Prognose der Umfrageteilnehmer bezüglich des Bitcoinpreises lautet: Im Falle eines Sieges von Trump werde der Bitcoin bis Jahresende um 17 Prozent auf über 80.000 US-Dollar zulegen, im Fall eines Sieges von Harris um sechs Prozent im Preis verlieren.
„Viele Menschen machen ihre Prognosen auf Grundlage der Wahlversprechen der Kandidaten sowie ihrer Assoziationen aus der vergangenen Amtszeit des Ex-Präsidenten. Doch eine solche Herangehensweise kann sich als kurzschlüssig erweisen. Die tatsächliche Politik amtierender Präsidenten unterscheidet sich oft von dem, was während des Wahlkampfs öffentlich verkündet wurde. Die Kandidaten wollen einer möglichst großen Wählerschaft gefallen und sind daher bereit, alles Mögliche zu versprechen. Doch wie man sagt, bedeutet ein Versprechen noch keine Heirat“, sagt Ljudmila Rokotjanskaja, Expertin für den Aktienmarkt.
Als Beispiel führt sie Trumps Versprechen an, die Staatsschulden der USA zu vermindern, doch diese nahmen im Gegenteil zu. Unter Trumps Präsidentschaft überstiegen die Staatsschulden der USA erstmals in der Geschichte den Wert von 22 Billionen Dollar.
Freilich nimmt die Staatsschuld des Landes unter allen Präsidenten zu, allerdings zeichnete sich Trump durch das größte Wachstumstempo dieses Parameters. Auch das Haushaltsdefizit nahm unter ihm zu.
„Damals stieß die Wirtschaft der USA auf das Problem der Pandemie, weswegen man zur Druckpresse greifen musste. Dies führte seinerseits zum Wachstum von Finanzmärkten, einer Schwächung des Dollars und einem Hochschnellen von Goldpreisen. Wahrscheinlich erwarten die Wähler ein ähnliches Szenario von Trump auch diesmal. Doch wie es in Wirklichkeit sein wird, weiß niemand“, sagt Rokotjanskaja.
Was den Goldpreis angeht, erwarten die Experten im Unterschied zu den Befragten dessen Anstieg unabhängig davon, wer das Amt des Präsidenten besetzt.
„In Zeiträumen, bei denen das Federal Reserve der USA von einer rigiden zu einer milderen Geld- und Kreditpolitik übergeht, wächst der Goldpreis üblicherweise. Vor dem Hintergrund der Senkung der Zinssätze bleibt er in der Regel stabil. Und unabhängig von politischen Änderungen wächst er weiter“, sagt der Gründer des Investitionsunternehmens SharesPro, Denis Astafjew.
Dass der Großteil der Befragten eine Stärkung des US-Dollars unabhängig vom Ausgang der Präsidentschaftswahlen erwartet, sei recht unlogisch, bemerkt Rokotjanskaja. „Das Gold ist faktisch der Anti-Dollar. Je stärker die führende Reservewährung ist, desto weniger Chancen hat das Gold, und umgekehrt“, sagt sie. Mit anderen Worten nehme der Goldpreis dann zu, wenn der Dollar an Wert verliere, und wenn er umgekehrt an Wert gewinne, sinke der Goldpreis.
„In seinen Wahlkampfauftritten kündigte Donald Trump die Absicht an, den Dollarwert zu schwächen, um die Einkommen US-amerikanischer Produzenten und Exporteure zu erhöhen. In diesem Fall sollte der weltweite Goldpreis weiterhin zunehmen. Andererseits gilt das Gold auch als Schutzanlage, in die Investoren ihre Ersparnisse während einer Eskalation in der Geopolitik überführen. Doch Trump verkündete auch, die Konflikte in Osteuropa und im Nahen Osten schnell zu beenden. Deswegen kann man ein weiteres Wachstum der Preise für das Edelmetall bei einem Sieg von Trump jetzt auch nicht garantieren. Wahrscheinlich deswegen zeigt die Umfrage von Bloomberg eine minimale Abweichung“, führt Wladimir Tschernow, Analytiker von Freedom Finance Global, aus.
Für den Bitcoin prognostiziert Astafjew ein langfristiges Preiswachstum in beiden Fällen, obwohl er eine kurzfristige Preisabnahme nach den Wahlen nicht ausschließt.
Für Russland wird ein Sieg von Trump aus wirtschaftlicher Hinsicht weniger vorteilhaft sein. „Donald Trump versprach, die Unterstützung der US-Ölindustrie zu verstärken, Förderbeschränkungen aufzuheben und auf Klimainitiativen zu verzichten, falls er wieder Präsident werde. Vor diesem Hintergrund werden bei seinem Wahlsieg die Ölpreise abnehmen, was auch zu einer rapiden Schwächung der russischen Währung führen wird“, bemerkt Tschernow.
„Unter Trump wird die Wirtschaft der USA in einer vorteilhafteren Lage sein, was Russlands Interessen nicht helfen wird. Ein Sieg von Harris wird im Gegenteil eine größere Instabilität in der US-Wirtschaft hervorrufen. Folglich ist es für Russland vorteilhafter“, schlussfolgert Astafjew.
Freilich wird aus geopolitischer Hinsicht vermutet, dass Trump den Ukraine-Konflikt schneller lösen wollen wird, während Harris ihn um weitere Jahre in die Länge ziehen könnte.
Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst veröffentlicht bei Wsgljad am 30. Oktober.
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