Zwar liegt die Rede von Oskar Lafontaine schon einige Monate zurück, doch sie hat kein bisschen an Aktualität und Brisanz verloren – ganz im Gegenteil – inzwischen sind selbst US-ATACMS-Marschflugkörper schon dabei: Doch, Oskar warnte schon damals, dass unter einem Kanzler der CDU nach Olaf Scholz Kriegstreiberei nur „noch schlimmer“ werden würde.

Oskar Lafontaine:
„Wir wissen, dass die offizielle westliche Erzählung [zum Ukrainekrieg] grundfalsch ist!“

[…]

… natürlich verurteilen wir auch das Sterben [in] der Ukraine. Wir kennen die Vorgeschichte. Wir wissen, dass die offizielle westliche Erzählung grundfalsch ist:

Wir wissen, was der NATO Generalsekretär eines Tages mal ausgeplaudert hat, dass dieser Krieg viel früher begann – 2014 begann und nicht erst 2022!

Das wissen wir alles! Auch hier gilt das Leben jedes Menschen, der bedroht ist. Das soll uns eben anrühren. Das Leben jedes Menschen, der leidet – das soll uns anrühren! So sollen wir auch unsere Politik formulieren. Deshalb ist es notwendig, dass unsere Forderung übernommen wird von anderen – ich verstehe gar nicht, wie man sie nicht übernehmen kann:

Wir brauchen sofort einen Waffenstillstand und wir sollten dann anbieten nicht mehr Waffen zu liefern, um diesen Krieg weiter zu befeuern! [Applaus]

Aber es gibt etwas anderes, was viel zu wenig in Erinnerung gerufen wird:

Wenn man Schuld empfindet angesichts der Ermordung von sechs Millionen Juden, dann muss man doch auch Schuld empfinden angesichts der Ermordung von 27 Millionen Sowjetbürgern… [Applaus]

… und so, wie es angesichts unserer Geschichte nicht vertretbar wäre – niemals vertretbar wäre – wieder Waffen zu liefern mit denen Juden ermordet werden können – genauso verwerflich ist es, Waffen zu liefern mit denen wieder Russen ermordet werden können. Wo sind wir eigentlich, dass das in Deutschland nicht eingesehen wird? [Applaus]

Im Übrigen in Bezug auf Europa will ich nur darauf hinweisen, dass die europäische Kultur ohne die russischen Künstlerinnen und Künstler nicht vorstellbar wäre. Ich will darauf hinweisen, dass Russland ein europäisches Land ist – dass Moskau eine europäische Stadt ist und dass ich deswegen dankbar war, dass Justus Franz hier zu uns gesprochen hat:

Es sollte doch wirklich nicht erlaubt sein, dass man den Auftritt von russischen Künstlern hier bei uns verbietet. Das ist doch alles unmöglich, was derzeit geschieht! [Applaus]

Es gab in meiner Jugend ein Plakat, dass jetzt vor 100 Jahren geschaffen worden ist – das Plakat von Käthe Kollwitz vor 100 Jahren – [aus dem Jahr] 1924 – ihr kennt es alle:

Ein junger Mann erhebt die Hand zum Schwur und sagt: „Nie wieder Krieg!“

Nach dem Zweiten Weltkrieg haben wir uns alle versammelt hinter dieser Parole. Noch in den 80-er Jahren war das die Meinung der großen Mehrheit der Deutschen:

Ich würde mir so sehr wünschen, dass in Deutschland wieder diese Parole zum Leitmotiv unserer Gesellschaft wird – zur deutschen Leitkultur – nie wieder Krieg! [Applaus]

 

Was waren wir so stolz, dass ein Kanzler, der für den Frieden eingetreten ist, in Deutschland sagen konnte, er sei stolz darauf, dass Deutschland wieder in der Welt mit Frieden verbunden würde, wenn darüber geredet wird. Wie stolz wäre ich, wenn wir eines Tages wieder einen Kanzler hätten, dem der Friedensnobelpreis überreicht würde.

Wie sehr bedauern wir alle, dass wir heute einen Kanzler haben, der für Krieg und Aufrüstung eintritt!

Nein, wir brauchen einen Kanzler, der sich dieser Parole wieder anschließt: „Nie wieder Krieg!“ und der sich einsetzt für Frieden und Abrüstung und jetzt für Verhandlungen und Diplomatie, statt neue Waffen an die Ukraine zu liefern. [Applaus]

Was ist das für eine unglaubliche Leichtfertigkeit – diese neuen „Generäle“ Merz, Hofreiter, Strack-Zimmermann, Roth – habe ich irgendeinen vergessen? – die jetzt dafür plädieren, Raketen mit denen Moskau erreicht werden kann zu liefern.

Was für eine Geschichtsvergessenheit! Wo sind wir eigentlich hingeraten? Wie lange glauben die eigentlich leichtfertig die Interessen anderer vernachlässigen zu können?

Warum haben die noch nicht bemerkt, dass die USA sehr wohl wissen, warum sie diese Raketen nicht liefern [Anmerkung der Redaktion: Dieser Entscheid wurde vor wenigen Tagen erst unter der Biden-Administration revidiert, indem man Ukraine/NATO russisches Gebiet direkt angreifen ließ und mit dem Atomkrieg spielt].

Wieso glauben bei uns diese Tölpel – muss ich ja sagen [Applaus] – wieso glauben die, sie können so einfach schwadronieren: Wir müssten jetzt auch noch diese Raketen liefern.

 

Deshalb sind wir in einer besonderen Situation. Deshalb haben wir eine solch große Aufgabe, wenn morgen Wahlen wären und wenn es so käme, dass Friedrich Merz dann die Regierung bilden würde, der wäre ja in der Frage des Krieges und der Aufrüstung der Waffenlieferung noch schlimmer.

Das ist ja kaum vorstellbar und deshalb haben wir tatsächlich eine große Aufgabe, liebe Freundinnen und Freunde! Diese große Aufgabe will ich eben neben diesem Eintreten für die Menschenwürde – neben diesem Eintreten für bessere Löhne, bessere Renten, bessere soziale Leistungen – auch formulieren mit der Formel des Mannes, der mein politischer Ziehvater [Willy Brandt] war und von dem ich mir wünschen würde, er könnte heute wieder da sein und eben auch diese Partei, die er einst geleitet hat auf einen anderen Kurs bringen und diese Formel heißt eben:

Die Lehre unserer Geschichte aus zwei Weltkriegen ist doch ganz einfach: Von deutschem Boden soll niemals wieder Krieg ausgehen und dieser Formel fühlen wir uns verpflichtet! [stehender Applaus]

 

 ***

 Transkript-Erstellung: UNSER-MITTELEUROPA

 Das Video zur ganzen Rede von Oskar Lafontaine: Hier

 



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