Emmanuel Todd ist französischer Historiker, Anthropologe, Demograf, Soziologe, renommierter Autor und Politikwissenschaftler am Nationalen Institut für demografische Studien (INED) in Paris. Nachstehend hat er eine vergleichende Studie zwischen Ideologien jüngster Vergangenheit und unserer Gegenwart gemacht und eine wichtige Lücke geschlossen.
Hitlerismus, Trumpismus, Netanjahuismus, Le Penismus, Macronismus – Teil 1
Ein vergleichende und expressionistische [subjektiv geprägte] Skizze von Emmanuel Todd veröffentlicht am 13. Oktober 2025
Vergleiche mit Erscheinungen aus den 1930-er Jahren häufen sich. Der Verfall der amerikanischen Demokratie ruft Erinnerungen an die Weimarer Republik wach. Trump erinnert uns durch seine Freude an Gewalt und Lügen sowie Ausübung des Bösen unwiderstehlich an Hitler. In Europa zwingt uns der Aufstieg von als rechtsextrem eingestuften Bewegungen zu einem Rückblick auf unsere Geschichte.
Westliche Gesellschaften gleichen heute jedoch kaum noch denen aus den 1930-er Jahren. Sie sind gealtert, konsumorientiert, tertiär [oberste Stufe des Bildungssystems], mit emanzipierten Frauen und einer Entwicklung des Persönlichen, was Partei-Zugehörigkeiten ersetzt hat.
Was hat das mit den Gesellschaften der 1930er Jahre zu tun, die jung, genügsam, industriell, arbeiterorientiert, männlich und parteiisch waren? Es ist diese sozio-historische Distanz, welche mich dazu bewegt hat, Parallelen zwischen der „extremen Rechten” in der Gegenwart mit der aus der Vergangenheit bisher a priori ausgeschlossen zu haben. Doch, politische Doktrinen existieren heute wie gestern: Man sollte sich daher nicht damit begnügen, einfach eine Unmöglichkeit zu postulieren, für beispielsweise einen:
- Nazismus der Alten,
- Franquismus [Diktatur unter Franko 1939 – 1975] der Konsumenten,
- Faschismus emanzipierter Frauen,
- LGBTismus der
Anmerkung der Redaktion: Croix-de-Feu – Feuerkreuzler: Eine rechtsextreme Organisation Frankreichs (1927 – 1936), die von Léon Blums Volksfront 1936 verboten worden war.
Es ist an der Zeit, die Doktrinen unserer Gegenwart mit denen der 1930-er Jahre zu vergleichen. Hier folgt eine Skizze dessen, wie eine solche vergleichende Studie von fünf historischen Phänomenen aussehen könnte:
Hitlerismus, Trumpismus, Netanjah(u)ismus und Le Penismus!
Am Ende werde ich noch kurz den Macronismus streifen. Der extremistische Zentrismus und Europäismus, die Frankreich ins Chaos führten, zwingt uns zu dieser Untersuchung. Ist dieser Extremismus wirklich so zentristisch?
Anmerkung der Redaktion: Les Centristes (LC, Die Zentristen), bis 2016 Nouveau Centre (NC, Neues Zentrum), in der Gründungszeit auch als Parti Social Libéral Européen (PSLE, Europäische Sozialliberale Partei) bezeichnet, sind eine politische Partei der rechten Mitte in Frankreich.
Es handelt sich um einen impressionistischen [von subjektiven Eindrücken geprägten] Ansatz, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder gar Kohärenz erhebt, doch dessen Ziel es ist, Denkanstöße zu geben – nicht Schlussfolgerungen zu ziehen:
Ich verstärke dabei die Konturen und Farben, um die Konzepte zueinander in Beziehung zu setzen. Ich übertreibe absichtlich, um eine sich beschleunigende Geschichte einzuholen bzw. sogar vorwegzunehmen. Ein expressionistischer [subjektiv geprägter] Ansatz wäre vielleicht eine noch passendere Metapher.
Zum Anfang: Über die allgemeine Dimension von Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit
Die Ablehnung eines „Anderen”, der mit sehr unterschiedlichen Intensitätsgraden als außerhalb der nationalen Gemeinschaft stehend definiert würde, ist Hitlerismus, Trumpismus und Le Penismus gemeinsam.
Im Falle des Hitlerismus und des Trumpismus haben sie explizit und implizit den Begriff des Rassismus gemeinsam. Die Juden wurden vom Nationalsozialismus als eine Rasse im biologischen Sinne betrachtet. Auch die Schwarzen, nach den kaum verhüllten Zielen der trumpisierten Republikanischen Partei, werden biologisch definiert.
Mit dem Le Penismus hingegen kann man jedoch nur das Konzept der Fremdenfeindlichkeit in Verbindung bringen: Araber oder Muslime werden [dort nur] durch ihre Kultur definiert. Eines der Merkmale der französischen Besessenheit bezüglich Einwanderung bleibt ihre Fixierung auf den Islam und ihre Unfähigkeit, Schwarze ins Visier zu nehmen, deren massive Ankunft jedoch das neue Element des Migrationsprozesses darstellt. Die Quote der Mischehen von schwarzen Frauen ist in Frankreich sehr hoch – in den Vereinigten Staaten hingegen unbedeutend.
Ein gemeinsames Merkmal westlicher „Populismen” ist natürlich ihre Ablehnung der Einwanderung: Reform UK, die Sverigedemokraterna (Demokraten der Schweden), die AfD, Viktor Orban in Ungarn, Recht und Gerechtigkeit in Polen, Giorgia Meloni in Italien bestehen ebenso wie Trump oder Le Pen diesen Test des gemeinsamen Nenners.
Reicht es aus, sie als rechtsextrem zu bezeichnen, so wie der Nationalsozialismus und der Faschismus rechtsextrem waren? Ich glaube nicht!
Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen dem heutigen Populismus und der extremen Rechten à la Hitler oder Mussolini:
Der Nationalsozialismus und der Faschismus waren expansionistisch und hatten das Ziel, die Macht des deutschen (arischen) oder italienischen (römischen) Volkes nach außen zu tragen!
Sie waren aggressiv, nationalistisch, eroberungslustig. Sie stützten sich auf Massenparteien. Man kann sich kaum vorstellen, dass die heutigen Populisten Paraden im Stil von Nürnberg abhalten wollten. Die Wurst- und Wein-Apéros des RN [Rassemblement National – Front National] sind zwar antimuslimisch, aber dennoch ungleich weniger beeindruckend als die martialischen Zeremonien unter Hitler. Von Nürnberg nach Hénin-Beaumont [Stadt nahe Lille am Atlantik]? Wirklich?
Der einzige westliche Populismus, der heute zu 100% den Test des Expansionismus erfüllte, wäre der von Netanjahu. Siedlungen im Westjordanland und Völkermord in Gaza:
Die Verbindung zwischen Hitlerismus und Netanjahuismus herzustellen, stellt sich unvermeidlich!
Die Fremdenfeindlichkeit in Frankreich, Großbritannien, Schweden, Finnland, Polen, Ungarn und Italien ist im Gegensatz zum Nationalsozialismus und Faschismus defensiv. Wir haben es nicht mit Völkern zu tun, die erobern, sondern mit Völkern, die Herr im eigenen Haus bleiben wollen. Deshalb überwiegt heute in Europa:
- die kulturelle Dimension gegenüber dem rassistischen Begriff!
- und deshalb kann man dazu nur von Fremdenfeindlichkeit sprechen!
Diese Fremdenfeindlichkeit ist konservativ, während der Hitler-Rassismus, weil er die soziale Ordnung umwälzte, revolutionär war.
Der Begriff des Nationalismus trifft also nicht auf den aktuellen europäischen Populismus zu, ebenso wenig wie der Begriff einer „extremen Rechten“, oder man hätte anderenfalls Oxymora [rhetorische Figuren widersprüchlicher Begrifflichkeiten] wie „gemäßigter Nationalismus” und „gemäßigte extreme Rechte” einzuführen. Ich spreche lieber vom populären (volksnahen) Konservatismus.
Da ich persönlich eine kontrollierte Einwanderung befürworte, habe ich die Legitimität dieser Fremdenfeindlichkeit anzuerkennen, weil ich das Axiom akzeptiere, dass eine Menschengruppe, die eine Kultur trägt, sich ihrer Existenz als Gemeinschaft bewusst ist oder kurz gesagt, ein Volk, das Recht hat, weiter existieren zu wollen. Konkret bedeutet dies:
Ein Volk kann seine Grenzen kontrollieren!
Der Nationalsozialismus mit seinen Soldaten, die vom Atlantik bis zur Wolga stationiert waren, um andere Völker zu unterwerfen oder auszurotten, war eine ganz andere Sache.
Der Trumpismus stellt eine Mischform dar, weil er ein zentrales defensives, einwanderungsfeindliches Element mit einem starken Potenzial zur Aggression gegenüber der Außenwelt kombiniert!
Zwar handelt es sich dabei nicht um Expansionismus im ursprünglichen Sinne. Es waren die frühere Expansion des US-Militärapparats und die Rolle des US-Dollars zum imperialen Raub, welcher die gewalttätigen Handlungen Trumps gegen andere Völker und Nationen ermöglich(t)en:
Venezuela, Iran, wir – die unterworfenen Völker Westeuropas – und natürlich die Araber, mit den Palästinensern als Hauptziel!
Die schrittweise Integration Israels in das Imperium seit 1967 führte dazu, dass man 2025 kaum noch zwischen Trumpismus und Netanjahuismus unterscheiden könnte. Aber Trump wurde, abgesehen von seinen Clownerien, die einen Nobelpreis verdienen würden, durch seine langjährige Ermutigung von Gewalt durch Israel der Hauptschuldige am Völkermord in Gaza: Diese einfache Tatsache lässt Trumpismus der Seite des Hitlerismus zuschlagen. Trump sitzt immer noch am Steuer und…
… Gas- und Bremspedale der USA regulieren die genozidale Aggressivität von Netanjahu!
Ich habe Glück: Während ich diese Zeilen schreibe, machte Trump, erschrocken von der Reaktion der arabischen Länder auf den israelischen Angriff gegen Katar und insbesondere vom strategischen Bündnis zwischen Saudi-Arabien und Pakistan, einen Rückzieher. Er befahl Netanjahu, sich für die Bombardierung Katars zu entschuldigen und jener kam dieser Aufforderung nach. Trump zwang Israel zu einem Abkommen mit Hamas und Netanjahu unterschrieb. Was folgt als Nächstes? Trump ist ein Perverser: Es ist unmöglich das vorauszusagen!
Das Konzept des Trumpo-Netanjah(u)ismus – wie ich zugeben muss eine ziemlich hässlich Angelegenheit – ermöglicht es, die Juden-Frage als gemeinsamen Nenner der amerikanischen Krise der Jahre 2000-2035 und der deutschen Krise der Jahre 1920-1945 festzumachen.
Die radikale pro-israelische Haltung des Trumpismus maskiert meiner Meinung nach einen tiefsitzenden und bösartigen Antisemitismus: Die Gleichsetzung aller Juden mit dem Netanjahuismus, einem wahrhaft monströsen historischen Phänomen bzw. einem Krebsgeschwür in der jüdischen Geschichte, würde nur dazu führen, dass die nationalsozialistische Vorstellung eines monströsen jüdischen Volkes wiederbelebt werden könnte:
Ich spreche diesbezüglich von einem Antisemitismus 2.0!
Mir ist klar, dass mir in diesem Punkt nur wenige Leser folgen werden. Aber ich spreche hier nur wie ein einfacher Prophet aus dem Alten Testament. „Wir wurden nicht auserwählt, um auf der Seite der Mächtigen zu stehen. Die Geschichte stellt uns immer wieder diese Falle!“ Wie oft schon haben Juden geglaubt, von Starken, Mächtigen, von Macht oder einem Imperium gerettet zu werden, sogar durch Privileg – finanziellen und intellektuellen Erfolg und Bedeutung in der bolschewistischen Partei –, nur um schließlich den wütenden Völkern zum Fraß vorgeworfen zu werden…
Mein Herz blutet, wenn ich so viele französische Juden sehe, die sich heute auf der Seite der Mächtigen wähnen und die Politik Netanjahus rechtfertigen. Aber es sind tatsächlich die Fänge einer Falle, die sich gerade auftun. Durch die Gnade Trumps wird der ganze Planet antisemitisch. Die amerikanischen Juden, von denen die Mehrheit Netanjahus Linie ablehnt, sind klüger und gerechter. Aber bereits jetzt werden Juden, die Netanjahu ablehnen, ob Akademiker oder nicht, von den Machthabern als antisemitisch verdächtigt:
Perversität herrscht vor – Trumpismus herrscht vor!
Wann wird die Falle zuschnappen? Eines Tages werden die christlichen Nationen unweigerlich ihren Frieden mit den 1,6 Milliarden Muslimen schließen. Die Juden werden dann von ihren Fans im Stich gelassen werden, um schließlich allein, anderen wütenden Völkern zum Opfer zu fallen.
Auf das Gelobte Land wird das nächste folgen, auf das nur weitere Katastrophen folgen werden. Nightfall, eine frühe Novelle [1941] von Isaac Asimov, dem großen amerikanischen Science-Fiction-Autor, erscheint mir als Metapher für die lange Reihe von Dramen, welche die jüdische Geschichte prägen: Inmitten einer mächtigen Zivilisation kündigt ein Überbleibsel einer Prophezeiung eine mysteriöse Katastrophe an… sie kommt, überraschend… die Zivilisation bricht zusammen… dann erwacht sie langsam wieder zum Leben, blüht auf… ein Rest der Prophezeiung kündigt eine mysteriöse Katastrophe an… sie tritt ein, überraschend…
In Wahrheit bestätigt allein die Rückkehr der jüdischen Obsession ins Herz des Westens die Hypothese einer bedrohlichen Kontinuität zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Fortsetzung mit Teil 2 folgt
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Übersetzung: UNSER-MITTELEUROPA

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