Der Drang der NATO nach Osten hat viele schmutzige Geheimnisse des 2. Weltkriegs weiten Schichten der Bevölkerung erst bekannt gemacht. Dazu gehören auch die Massaker an den Polen durch die OUN – die Organisation Ukrainischer Nationalisten – mit ihrem militärischen Arm, die UPA.
Die Achillesferse der polnisch-ukrainischen Beziehungen
Von REDAKTION | Die vom 9. Februar 1943 bis Kriegsende durchgeführten Massaker an Polen in Wolhynien und Ostgalizien wurden in dem vom Deutschen Reich besetzten Gebieten von der Ukrainischen Aufstandsarmee (UPA) gegen die polnische Minderheit verübt. Die ethnischen Säuberungen der UPA führten – je nach Quelle -zur Ermordung von 60.000 bis 100.000 Polen. Zuletzt waren auch Ukrainer aufgrund polnischer Racheakte mit rund 10.000 bis 15.000 an Todesopfern betroffen.
Der Höhepunkt der Massaker fand im Juli und August 1943 statt. Die Säuberungen verliefen außergewöhnlich brutal und trafen vielfach nur Zivilsten. Dazu kamen noch andere Opfer, wie Armenier, Juden, Russen, Tschechen, Georgier und Ukrainer, welche polnischen Familien angehörten oder sich der UPA widersetzten, indem sie beispielsweise polnische Flüchtlinge versteckten.
Die ethnischen Säuberungen waren der Versuch der Ukrainer, den Nachkriegsstaat Polen daran zu hindern, seine Souveränität aus der Vorkriegszeit über die mehrheitlich ukrainisch besiedelten Gebiete wiederherzustellen. Die Entscheidung, die polnische Bevölkerung zu säubern, wurde von der Bandera-Fraktion der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN-B) im Herbst 1942 getroffen. Lokale Einheiten der UPA in Wolhynien begannen darauf in zahlreichen Dörfern Massaker an Polen zu verüben.
Die Problematik erhielt vor allem erst dadurch seine aktuelle Brisanz, weil die atlantischen Mächte sich nach 1945 dazu entschieden, die ukrainischen Nationalisten zum verlängerte Arm ihres Kampf erst gegen die UdSSR und danach gegen Russland, zu machen. Das führte dazu, dass in der heutigen Ukraine, Kriegsverbrecher bzw. NS-Organisationen aus der Zeit des 2. Weltkriegs – zum großen Teil Kollaborateure der SS, wie z.B. Roman Schuchewytsch oder Stepan Bandera bzw. die Azow-Bataillone – höchste Verehrung, wenn nicht sogar offiziellen Kultstatus, genießen. Daran knüpft sich vielfach immerwährendes Gedenken an ihr vermeintlich größtes Vorbild, welches Adolf Hitler heißt.
Erst im Juli 2023 gedachten erstmals der polnische Staatschef Andrzej Duda und sein ukrainischer Amtskollege Wolodymyr Selenskyj gemeinsam der Massaker. Der Gottesdienst, dem beide beiwohnten, wurde anlässlich des 80. Jahrestags des Massakers in Luzk abgehalten.
Doch die historischen Altlasten scheinen schwer auf den Schultern der Nachkommen zu lasten: So hat der stellvertretende Ministerpräsident und Verteidigungsminister Polens, Wladyslaw Kosiniak-Kamysz, Mitte 2024 deutlich gemacht, dass die Ukraine ihre Haltung in historischen Streitigkeiten mit Polen zu ändern hätte, um der EU beitreten zu können.
Kosiniak-Kamysz reagierte damit auf Kontroversen um Äußerungen des ukrainischen Ministers Dmitry Kuleba bei einer öffentlichen Veranstaltung in Olsztyn/Allenstein im Nordosten Polens: Dabei hatte Kuleba vorgeschlagen, historische Fragen wie die der Massaker in Wolhynien Historikern zu überlassen, um die Bemühungen Polens und der Ukraine um eine gemeinsame Zukunft zu entlasten.
Im Januar 2025 vereinbarten die Ukraine und Polen zwar die gemeinsame Exhumierung polnischer Opfer auf dem Gebiet des ehemaligen Dorfes Puzniki, wo zwischen 70 und 120 Personen, vor allem Frauen und Kinder, als von der UPA Ermordete zu verorten sind.
Doch das geht polnischen Regierungsvertretern nicht weit genug. Der polnische Präsident, Andrzej Duda veröffentlichte am 11.7.2025 dazu auf X:
Die deutsche Übersetzung dazu, lautet:
Nur auf der Wahrheit – selbst der schwierigsten – können reife und ehrliche Beziehungen zwischen Völkern, darunter auch zwischen Polen und Ukrainern, aufgebaut werden.
Heute ist ein weiterer Jahrestag des Blutigen Sonntags – ein Nationaler Gedenktag für Polen, die Opfer des Völkermords durch OUN und UPA in den östlichen Gebieten der Zweiten Polnischen Republik geworden sind und der dieses Jahr zum ersten Mal als staatlicher Feiertag begangen wird.
Dies ist eine der tragischsten Erfahrungen unserer Geschichte: Am 11. Juli 1943 kam es zum Höhepunkt eines gnadenlosen Verbrechens. Durch die Hand ukrainischer Nationalisten starben unsere wehrlosen Landsleute – einfache Menschen, Zivilisten, unschuldige Opfer, oft in Kirchen getötet, wo sie an der Sonntagsmesse teilnahmen.
Sie wurden ermordet, nur weil sie Polen waren.
Wir wollen und haben das Recht zu erfahren, wo ihre sterblichen Überreste liegen. Wir wollen uns in Würde von unseren Angehörigen verabschieden, um an ihren Gräbern beten und Kerzen anzünden zu können. Das Recht auf eine würdige Erinnerung an die Opfer, insbesondere die gemeinsame Erinnerung, ist ein äußerst wichtiger Bestandteil der Versöhnung und Gestaltung einer guten Zukunft.
Wahrheit und Erinnerung dürfen nicht getrennt werden – wenn sie zu gegenseitigem Verständnis, Versöhnung und gemeinsamer Sorge um eine sichere Zukunft führen sollen!
Zitat Duda Ende
Am 82. Jahrestag des Massakers von Chołm nahm auch der designierte polnische Präsident Karol Nawrocki, der am 6. August 2025 sein Amt antreten wird, an der dortigen Gedenkfeier teil, wo unter anderem ein Museum zum Gedenken errichtet werden soll. Nawrocki betonte:
Wir Polen, haben das Recht, uns an den Völkermord in Wolhynien zu erinnern, unabhängig von den sich ändernden Zeiten und Umständen – und wir werden uns erinnern!
Er appellierte an den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, den er aufforderte, umfangreichere Exhumierungen in Wolhynien zuzulassen. Wie er betonte, schrien die Opfer des Völkermords nicht nach Rache, sondern forderten nur „ein Kreuz“, „ein Grab“ und „Erinnerung“, wobei man verpflichtet wäre, den Opfern eine „Stimme zu geben“. Die Polen warteten auf diese Wahrheit, so Nawrocki.
In seiner Rede wandte sich der designierte Präsident an den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und den ukrainischen Botschafter in Polen, Vasyl Bodnar, der an der Zeremonie teilnahm. Der ukrainische Botschafter betonte, dass er dem Gesagten voll zustimme, da die Zukunft nur auf Wahrheit beruhen dürfe, wobei die ukrainische Seite auch für eine Dialog über schwierige Fragen offen sei. Und, Bodnar weiter:
Wir müssen offen über diese Geschichte sprechen. Natürlich muss man das Verbrechen als Verbrechen bezeichnen. Ich entschuldige mich, aber auch, um das Andenken der Opfer zu ehren, die das auf beiden Seiten der Grenze verdienen!
Der Tag des Gedenkens an die polnischen Opfer des Völkermords, den ukrainische Nationalisten an Bürgern der Zweiten Polnischen Republik verübten, wird am 11. Juli, dem Jahrestag des Blutigen Sonntags, begangen:
Die Ukrainische Aufstandsarmee UPA führte dazu einen koordinierten Angriff 150 polnische Ortschaften in den Bezirken Wolodymyr, Horochów, Kowel und Lutzk durch. Historikern zufolge könnten allein am 11. Juli 1943 etwa 8.000 Menschen ums Leben gekommen sein. Es war der Höhepunkt der ethnischen Säuberungsaktionen, die vom Februar 1943 bis zum Frühjahr 1945 andauern sollten.
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Übersetzung: UNSER-MITTELEUROPA
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