Von PROF. EBERHARD HAMER | Die Ampel-Regierung hat „Transformation von Ökonomie auf Ökologie“ durch „Deindustrialisierung“, durch den Zwangsersatz der billigen russischen durch dreimal so teure US-Energie sowie durch Strangulierung der wertschöpfenden Industrie- und Gewerbebetriebe erzwungen und künstlichen Fachkräftemangel herbeigeführt, indem sie Vollkaskoversorgung bei Nicht-Arbeit (Bürgergeld) einführte und immer schlechter ausgebildete Abiturienten von den anspruchsvollen MINT-Fächern der Universitäten schon mehrheitlich in die wissenschaftlich umstrittenen und leistungsschwachen Schwafelfächer von Öko- bis Gendersoziologie mobbte (von denen immer noch 40 Prozent durchfielen).
Die Rahmendaten unserer Wirtschaft sind durch die Ampel-Regierung vorsätzlich so verschlechtert worden, dass die frühere Wachstumslokomotive Deutschland in Europa inzwischen am Ende liegt, mit der beginnenden Rezession kämpft und nur noch für unproduktive Bürokratie Wachstum aufweist.
Viele Unternehmer hatten zu Anfang dieses Jahres gehofft, dass die neue Regierung die alten Fehler abstellen und neuen Schwung bringen würde. Merz hat aber schon vor Beginn seiner Tätigkeiten die größten wirtschaftlichen Enttäuschungen gebracht: Statt Solidität der Staatsfinanzen Maxiverschuldung und diese nicht für die Wirtschaft, sondern für die Rüstung, die Infrastruktur und für Öko-Spinnerei. Der Mittelstand ist auch im Koalitionsvertrag vergessen. Merz macht den gleichen Fehler wie Kohl beim Aufbau Ost: internationale Konzerne werden gefördert statt der 96 Prozent mittelständischen Personalunternehmen unserer Wirtschaft, von denen der Wirtschaftsaufschwung eigentlich abhängt, wie die falsche Wirtschaftspolitik in den neuen Bundesländern gezeigt hat.
Merz hat Vertrauen der Mittelstandswähler verloren
Eine Regierung aus den alten roten Mittelstandshassern und zusätzlichen Kapitalknechten gibt im Mittelstand kein zusätzliches Vertrauen. Dies wäre aber notwendig, zumal Merz durch seine Schuldentrickserei und seinen Koalitionsvertrag das in ihn gesetzte Vertrauen der Mittelstandswähler verloren hat.
Wir werden also weiter in die Rezession schliddern. Der Sachverständigenrat rechnet mit Stagnation (Nullwachstum). Die Politik spricht von „negativem Wachstum“, die Wissenschaft aber darf ehrlich sein und den zunehmenden Abstieg Rezession nennen.
Für Unternehmer jedenfalls, die nicht von Täuschungen, sondern von realen Chancen und Umsätzen leben müssen bringt es nichts, falschen Hoffnungen auf die Politik nachzufolgen. In der Wirtschaft zählen reale Fakten: Chancen, Umsatz, Rendite und Gewinn. Wo diese nicht mehr sind, bleibt alle Hoffnung vergebens.
Das Betriebssterben nimmt immer mehr Fahrt auf
In 2023/2024 haben nach Schätzungen des Mittelstandsinstituts Hannover zwischen 400.000 und 500.000 Soloselbständige in Deutschland aufgegeben, also Unternehmer, die aus eigener Kraft leben und Steuern zahlten, jetzt aber in die knapper werdenden Angestelltenstellungen drängen oder vom Sozialstaat leben müssen.
Wie die Creditreform gerade (Mai 2025) veröffentlicht hat, sind die Unternehmensschließungen in 2024 um 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Bei der Industrie (minus 26 Prozent) waren vor allem die hohen Energiekosten und der Wettbewerbsdruck aus dem billigeren Ausland maßgebend. Bei Pharmazie und Chemie – eigentlich Zukunftsbranchen – machen sich, ebenso wie bei dem IT-Bereich (minus 25 Prozent) Fachkräftemangel und Rohstoffpreissteigerungen, aber auch bürokratische Strangulierung bemerkbar. Aufgeben müssen vor allem Start-ups, die keine Finanzierung mehr bekommen, weil auch die Aussichten übel sind.
Creditreform weist darauf hin, dass nach dem Sterben von Soloselbständigen und Start-ups nun auch der Trend zu Betriebsschließungen größerer Betriebe stattfindet. Das deckt sich mit den Erkenntnissen des Mittelstandsinstituts bei den Personalunternehmen, dass Unternehmer zunehmend aufgeben, nicht nur, weil sie nicht mehr können, sondern weil sie auch nicht mehr wollen. Sie sehen die Zukunftsaussichten in der beginnenden Krise als düster.
Ohne Wachstum dennoch Zukunft?
Das Mittelstandsinstitut Hannover bekommt Zulauf von immer mehr Unternehmern, die ein Gespräch darüber suchen, wie sie der kommenden Wirtschaftsrezession begegnen sollen. Sie stecken zwischen dem Wunsch nach Erhalt und Wachstum ihres Unternehmens und der Realität sich verschlechternder Wirtschaftsbedingungen, sinkender Umsätze, Personalknappheit und teurer werdender Personal- und Materialkosten, also Verlust statt Gewinn, Risiko statt Chancen und ebenso wenig Vertrauen in die Merz-Regierung wie in die frühere Ampel.
Nach der normalen Wirtschaftstheorie dauert eine Krise drei bis fünf Jahre, bis die wirtschaftspolitischen Fehler und Grenzbetriebe korrigiert sind und sich wieder ein neuer Aufschwung bilden kann.
Es hat deshalb keinen Sinn, wenn man ratsuchenden Unternehmern falsche Hoffnungen macht. Von unseren ca. 3,5 Millionen Gewerbebetrieben werden wir in dieser Rezession wohl um eine Million verlieren, vor allem mittelständische Personalunternehmen, denen niemand hilft und die auch die Regierung nicht beachtet.
Exit-Strategien für deutsche Betriebe
Wenn also die Zukunft sogar in Zukunftsbranchen in Deutschland düster ist, geht es nicht mehr darum – wie die Unternehmer in der Universität gelernt haben –, Gewinn zu erzielen und zu expandieren, sondern es geht darum, zu reduzieren und dadurch, dass er das Betriebsvermögen rettet, auch sein Privatvermögen zu retten.
Geht nämlich der Betrieb insolvent, haftet ein Personalunternehmer immer auch mit seinem Privatvermögen, scheitert er also nicht nur betrieblich, sondern auch privat (im Gegensatz zu Managern, die nicht haften).
Es geht also jetzt für mehr als ein Drittel unserer Betriebe in Deutschland darum, Exit-Strategien zu finden, und das so schnell wie möglich. Nur im Anfang kann man noch verkaufen, in der Depression nicht mehr.
Das Mittelstandsinstitut empfiehlt deshalb den mittelständischen Unternehmern, sofort Exit-Planungen aufzustellen
– welche Substanz im Unternehmen überflüssig ist und deshalb noch rechtzeitig verkauft werden sollte,
– welche Mitarbeiter (Einteilung in A, B, C) zuerst überflüssig wären,
– welche Betriebsabteilungen bei Umsatzverlusten zuerst geschlossen oder abgegeben werden sollten,
– welche Vermögenssicherungsmaßnahmen für das Privatvermögen notwendig sind, um den Haftungsübersprung zu vermeiden,
– den Markt sondieren, ob irgendwelche Konkurrenten übernahmebereit wären und zu welchen Bedingungen,
– wenn kein Nachfolger in Sicht und keine Zukunft für den Betrieb besteht, rechtzeitig eine Betriebsschließung vorbereiten, statt noch eigenes Kapital einzuschießen.
Falsche politische Hoffnungsparolen
Exit-Strategien sind menschlich schwieriger durchzuführen als Wachstumsstrategien im Betrieb. Insofern ist die unternehmerische Leistung im Exit anspruchsvoller als im Wachstum.
Wichtig ist aber, dass die Unternehmer vor sich selbst ehrlich bleiben, sich nichts vormachen und sich auch nicht von falschen politischen Hoffnungsparolen verführen lassen.
Im Betrieb gilt es für mittelständische Inhaberunternehmer immer um alles, auch um seine persönliche Existenz. Wenn der Betrieb nicht mehr zu halten ist, muss man sich davon trennen, um sein persönliches Vermögen und seine familiäre Existenz aus dem Risiko zu retten. Je eher und je schonungsloser ein Unternehmer dies angeht, so erfolgreicher wird sein Exit sein.

PI-NEWS-Autor Prof. Dr. Eberhard Hamer (* 15. August 1932 in Mettmann) ist ein deutscher Ökonom. Sein Schwerpunkt ist die Mittelstandsökonomie. In den 1970er Jahren gründete er das privat geführte Mittelstandsinstitut Niedersachsen in Hannover und veröffentlichte über 20 Bücher zum Thema Mittelstand. Hamer erhielt 1986 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Seine Kolumne erscheint einmal wöchentlich auf PI-NEWS.
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