Russlands Außenminister Sergei Lawrow hat in einem diese Woche veröffentlichten Interview mit dem YouTube-Kanal der Russisch-Französischen Assoziation den Einfluss von RT und Sputnik, der beiden wichtigsten russischen Auslandsmedien, auf internationaler Ebene hoch eingeschätzt. Trotz zahlreicher Verbote und Störmaßnahmen in der EU profitieren beide Medien auch im Westen von einem hohen Ansehen, so der Minister.

Diese Einschätzung äußerte er als Antwort auf die Frage, was der Dominanz der Westmedien und der durch sie verbreiteten Narrative entgegengesetzt werden könne. Lawrow sagte dazu wörtlich:

„Es kommt darauf an, was man unter Dominanz versteht. Wenn es um den quantitativen Faktor geht, dann sind rein rechnerisch gesehen der weltweite Äther und der elektronische Raum mit einer riesigen Anzahl von Medien gefüllt, die in den USA, in Großbritannien, mit Geld aus den USA und Großbritannien, in Europa und mit vielen Niederlassungen im Ausland mit europäischem Geld geschaffen wurden. Quantitativ ist es hier schwierig zu vergleichen. Die Tatsache, dass Ressourcen wie RT und Sputnik in Bezug auf die Besucherzahlen an der Spitze stehen, deutet darauf hin, dass es noch einen anderen Indikator gibt: das Vertrauen der Nutzer in die Informationsquelle. In dieser Hinsicht genießen RT und Sputnik einen guten Ruf.“

Die westliche Politik möge RT und Sputnik nicht, weil sie die Wahrheit sagen, fuhr der Minister fort. Das Wirken der russischen Auslandsmedien sieht er aber nicht als „Kriegsführung“ an:

„Krieg hat damit nichts zu tun. Krieg ist, was der Westen mithilfe des Kiewer Regimes gegen uns begonnen hat, indem er einen Staatsstreich organisierte und die Opposition lange vor diesem Staatsstreich mit Geld versorgte. Die damalige stellvertretende US-Außenministerin Victoria Nuland erinnerte sich, dass sie fünf Milliarden Dollar in die Vorbereitung dieses Staatsstreichs investiert hätten.“

Lawrow erinnerte daran, dass die Verfolgung und Unterdrückung russischen Journalismus im Westen lange vor dem Start der militärischen Sonderoperation im Februar 2022 eingesetzt hatte:

„Lange zuvor, ich erinnere mich, trafen sich der russische Präsident Wladimir Wladimirowitsch Putin und der französische Präsident Emmanuel Macron im Jahr 2019 in der Sommerresidenz der französischen Präsidenten in Brigançon. Dort wurde die Frage aufgeworfen, warum RT und Sputnik die Akkreditierung im Élysée-Palast entzogen wurde. Damals wollten unsere französischen Gesprächspartner dazu keine näheren Angaben machen. Aber bei einer Pressekonferenz in Paris nach dem Gipfeltreffen in Brigance wurde der Pressesprecher der französischen Regierung gefragt, warum RT und Sputnik von Anfang an die Akkreditierung verweigert worden sei. Die Antwort war einfach: Es handele sich nicht um Medien, sondern um Propagandainstrumente.“

Europa habe mit einem derartigen Vorgehen sich selbst und seine bekundete Treue zur Meinungs- und Pressefreiheit diskreditiert. Dass die EU eine Trutzburg des freien Journalismus sei, glaube nun niemand mehr:

„Die berüchtigte Kaja Kallas gab im Namen der Europäischen Union eine pathetische Erklärung ab, dass die Meinungsfreiheit das Fundament der Europäischen Union sei und dass es keine Hindernisse geben dürfe. Ich denke, dass alle, die die Maßnahmen der Europäischen Union in Bezug auf die Meinungsfreiheit und die Medienfreiheit verfolgen, sehr wohl wissen, dass dies eine Lüge ist. Das ist eine echte Lüge. RT und Sputnik in Frankreich sind ein Beispiel, das sich auf die Zeit lange vor Beginn der militärischen Sonderoperation bezieht. Und nach ihrem Beginn haben sie, wie man so schön sagt, ‚alles gegeben‘, um unsere Medien von ihrem breiten Publikum fernzuhalten.“

Es sei nicht Quantität, sondern Qualität, die russischen und prorussischen Stimmen trotz aller Unterdrückung Gehör verschaffe und der Wahrheit zum Sieg verhelfen könne, schloss Lawrow seine Antwort auf diesen Fragenkomplex:

„Westliche Journalisten, die für RT und Sputnik arbeiten, tun dies vielfach nicht deshalb, weil sie wollen, dass Russland dominiert, und auch nicht, weil sie womöglich gut bezahlt werden, sondern weil sie Profis sind. Und sie schämen sich, wenn sie als Profis gezwungen werden, im Fernsehen oder in den elektronischen Medien zu lügen.“

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