Ukrainische Antikorruptionsermittler haben das Büro von Andrei Jermak, dem einflussreichen Stabschef von Wladimir Selenskij, durchsucht. Die Sonderstaatsanwaltschaft SAP bestätigte, dass gemeinsam mit der Antikorruptionsbehörde NABU genehmigte Ermittlungsmaßnahmen im Regierungsviertel in Kiew stattfanden. Über den konkreten Anlass äußerten sich die Behörden nicht und verwiesen auf ein laufendes Verfahren.
Zuvor hatte das Portal Ukrajinska Prawda berichtet, ein Team von SAP und NABU habe Zugang zum Präsidentenbüro erhalten. Nach Angaben des Mediums waren rund zehn Ermittler beteiligt. Offizielle Angaben blieben aus.


Im Hintergrund steht mutmaßlich der jüngste Korruptionsfall im ukrainischen Energiesektor. Ermittler hatten vor wenigen Wochen ein Netzwerk von Beamten identifiziert, das sich an Auftragsvergaben des staatlichen Atomkraftbetreibers Enerhoatom bereichert haben soll. Unter den Beschuldigten befindet sich auch Timur Minditsch, ein früherer Geschäftspartner Selenskijs.


Andrei Jermak hat die Durchsuchungen inzwischen in den sozialen Medien bestätigt. Er erklärte, dass Nabu und Sap an diesem Tag prozessuale Maßnahmen in seiner Wohnung durchgeführt hätten. Die Ermittler hätten uneingeschränkten Zugang erhalten, vor Ort seien seine Anwälte anwesend gewesen und hätten mit den Behörden kooperiert. Jermak betonte, er leiste vollständige Unterstützung.
Ermittler nehmen Selenskijs wichtigsten Berater ins Visier
Jermak war in mehreren Medienberichten als mögliches weiteres Ziel der Untersuchungen genannt worden. Er gilt als engster politischer Vertrauter und persönlicher Freund von Wladimir Selenskij und spielt eine zentrale Rolle bei der Steuerung der Regierungsgeschäfte.
Aufgrund seines starken Einflusses steht Jermak seit Jahren in der Kritik. Abgeordnete der Regierungspartei Diener des Volkes forderten inzwischen erstmals seinen Rücktritt, doch Selenskij weist diese Forderungen zurück.
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