Verteidigungsminister Boris Pistorius bestätigte am Wochenende gegenüber der Springer-Publikation Bild die militärische Unterstützung der Ukraine mit „KI-gestützten Strike-Drohnen“ der deutschen Firma Helsing. Laut Artikel wird der deutsche Steuerzahler die Herstellung aus den Mitteln der sogenannten „Ertüchtigungsinitiative“ finanzieren. Bild-Redakteur Julia Röpcke bezeichnet den Vorgang als „Hoffnungsschimmer für die militärisch massiv unter Druck stehende Ukraine“ (Bezahlschranke). Das verantwortliche Unternehmen hätte demnach im September 2024 „einen Vertrag über 4.000 sogenannte ‚Strike-Drohnen‘ mit dem ukrainischen Verteidigungsministerium abgeschlossen“, so der Artikel.

Im Juli dieses Jahres informierte das X-Profil des deutschen Verteidigungsministeriums über Pläne einer „Drohneninitiative“ für die ukrainische Armee. So heißt es parallel auf der Webseite des Ministeriums:

„Drohnen spielen eine zentrale Rolle für die ukrainischen Streitkräfte bei der Verteidigung gegen den russischen Aggressor. Der Bedarf ist hoch und umfasst ein breites Spektrum. Um diesem gerecht zu werden, haben Lettland und Deutschland die Drohneninitiative ins Leben gerufen und mit dem Drone Demonstration Day jetzt Taten folgen lassen.“

Wenige Monate später berichtet nun der bekennende Ukraine-Versteher und Bild-Redakteur Julian Röpcke über „erste exklusive Details zur Top-Secret-Waffenlieferung aus Deutschland“. Röpcke überschreibt seinen Artikel mit der wörtlichen Information:

„4.000 deutsche KI-ller-Drohnen gegen Putin! Pistorius nennt russische Ziele des ‚Mini-Taurus'“

Demnach sollen die genannten Drohnen bereits „in diesen Tagen erstmals auf den Schlachtfeldern im Süden und Osten des Landes zum Einsatz“ kommen. Das Verteidigungsministerium hätte nach vorherigen Anfragen, bezogen auf die geplante Waffenlieferung, lediglich über „mit Wirkmitteln ausgestatteten Systemen“ gesprochen. Aktuell heißt es im Artikel:

„Bild erfuhr: Die deutsche KI-Firma ‚Helsing‘ hat im September 2024 einen Vertrag über 4.000 sogenannte ‚Strike-Drohnen‘ mit dem ukrainischen Verteidigungsministerium abgeschlossen. Finanziert aus der Ertüchtigungsinitiative der Bundesregierung.“

Das in der bayerischen Hauptstadt München angesiedelte Unternehmen wirbt für sich auf seiner Webseite mit dem subjektiven Eigenverständnis:

„Helsing wurde gegründet, um unsere demokratischen Werte und offene Gesellschaft zu schützen. Ganz gleich, wo auf der Welt.“

Die Firma wurde erst im Jahr 2021 gegründet und erhielt 103 Millionen Euro Erstfinanzierung über eine von dem Spotify-Musikplattform-Gründer Daniel Ek gegründete Investmentgesellschaft. Helsing ist dabei eigentlich ein reines KI-Unternehmen, das mit dem dänischen Drohnenhersteller Sky-Watch kooperiert.

Bei dem im Juli stattgefundenen „Drone Demonstration Day“ war laut BMVG-Mitteilung auch der ukrainische Botschafter in Deutschland, Alexei Makejew, vor Ort. Weiter heißt es im Artikel des Ministeriums:

„Er bedankte sich für die Unterstützung und betonte: ‚Drohnen spielen heute eine entscheidende Rolle in unserem Kampf für Freiheit. Und gerade diese Initiative entspricht unseren ukrainischen Vorstellungen und dem Bedarf unserer Streitkräfte‘.“

Ab kommenden Dezember soll die nun bestätigte Lieferung der 4.000 Drohnen laut Bild-Artikel „dann mit mehreren hundert Exemplaren pro Monat abgearbeitet werden“. Gegenüber der Bild-Redaktion erklärte Minister Pistorius zu den Vorgängen:

„Pistorius sagte mit Blick auf den massiven russischen Luftangriff auf die Ukraine am Sonntagmorgen, er sei ’sehr froh, dass gerade jetzt die Auslieferung dieser KI-gestützten Strike-Drohnen beginnt‘. Mit ihr könnte ‚die ukrainischen Streitkräfte gegen russische militärische Hochwertziele wirken, zum Beispiel russische Gefechtsstände oder logistische Einrichtungen‘.“

Demnach würde Pistorius zudem die Einsatzwirkung „loben, dass sich die Hightech-Drohnen ‚gegen die elektronischen Abwehrmaßnahmen der russischen Angreifer durchsetzen‘ könnten“, so Röpcke im Bild-Artikel. Pistorius selbst habe sich von der Leistungsfähigkeit der Helsing-Drohnen „im Mai bei meinem Besuch bei meinem Amtskollegen Rustem Umerov in der Ukraine überzeugen“ können.

Der Verteidigungsminister führte im Bild-Interview weiter aus, dass er beabsichtige, das Waffensystem auch für die Bundeswehr in Erwägung zu ziehen. So teilte er mit:

„Wir sind im engen Austausch mit unseren ukrainischen Partnern und werden Rückschlüsse für die Bundeswehr ziehen können, wie diese Art von Drohnen effektiv eingesetzt wird. Das hilft auch uns beim Aufbau unserer eigenen Drohnenfähigkeiten.“

Der Stückpreis soll laut Bild-Informationen „weit unter vergleichbaren Produkten aus den USA (‚Switchblade 600‘ – 100.000 Euro) und sogar aus Russland (‚Zala Lancet‘ – 35.000 Euro)“ liegen. Ein kritischer Artikel zu dem Helsing-Produkt findet sich demgegenüber auf der Webseite des „Bundeswehrverbands der Reserve“, da es demnach „in der kleinen deutschen Drohnen-Industrie bereits harte Konkurrenz gibt“. Weiter heißt es zu Ereignissen auf einer „Drohnen-Tag“-Veranstaltung Anfang November:

„Am Tag danach griff der Chef von Quantum-Systems, Florian Seibel, den Konkurrenten Helsing mit einem Post auf der Social-Media Plattform LinkedIn scharf an. Er verwies auf die Präsentation der Helsing Kampfdrohne HX-2 Karma in Manching. Laut Seibel seien deren Leistungsdaten völlig überzogen. ‚Solche Werbeversprechen schaden unserer Industrie, weil sie unsere Glaubwürdigkeit untergraben‘ postet Seibel auf Englisch.“ 

Das Unternehmen „Quantum-Systems“, ebenfalls in München beheimatet, ist laut dem Artikel „neben dem Platzhirsch Rheinmetall bisher der große Newcomer bei deutschen Militär-Drohnen“. Deren Produkt Vector liegt demnach „auf Platz 1 der von Deutschland gelieferten Drohnen an die Ukraine“. Zudem hat Quantum vor Ort in der Ukraine „als einziges deutsches Drohnen-Unternehmen eine Fabrik aufgebaut“.

Nun scheint vorerst Helsing den finalen Zuschlag größerer Kooperationen mit der Bundeswehr und dem deutschen Verteidigungsministerium erhalten zu haben.

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