Am Donnerstag wird der ungarische Ministerpräsident in Wien erwartet, wo er auf Einladung der Weltwoche an einem hochkarätigen Podiumsgespräch teilnimmt.
Der frisch gewählte FPÖ-Nationalratspräsident Walter Rosenkranz wird ihn mit allen Ehren empfangen. Diese Entwicklung zeigt, dass Orbán in der europäischen Politik zunehmend als gewichtiger Akteur anerkannt wird – besonders von jenen, die eine kritische Sicht auf die zentralisierte Machtstruktur der EU pflegen.
Ein geopolitischer Abend in Wien: Viktor Orbán und Gerhard Schröder treffen an einem Anlass der Weltwoche aufeinander. Hier finden Sie weitere Informationen und die direkte Möglichkeit zur Anmeldung https://t.co/4JzTT1VJ3j
— Petra (@Petra64693565) October 17, 2024
Die Verbindung zur FPÖ ist strategisch. Beide Parteien gehören im EU-Parlament der gleichen Fraktion an und vertreten eine europakritische, konservative Linie. Orbáns wachsendes internationales Engagement zeugt von seinem Bestreben, ein Netzwerk für eine alternative europäische Werteordnung zu schaffen, das den zunehmenden Einfluss liberaler, progressiver Positionen ausbalanciert.
In Wien trifft Orbán zudem auf andere prominente Gäste, darunter den ehemaligen deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder und den Chefredakteur der Weltwoche, Roger Köppel. Solche Allianzen untermauern die Möglichkeit, auch in Ländern mit starkem liberalem Einfluss Gehör und Unterstützer zu finden.
A busy day in #Georgia. As it is usual after elections, some people were happy, some were less happy. But we stood by the cause of peace! 🇭🇺🇬🇪 pic.twitter.com/LGUpjLyTT0
— Orbán Viktor (@PM_ViktorOrban) October 29, 2024
Kurz vor seinem Besuch in Wien war Orbán nach Georgien gereist, wo er die siegreiche Regierungspartei „Georgischer Traum“ besuchte und damit seine proeuropäische, aber eigenständige Linie im postsowjetischen Raum bekräftigte. Er erklärte, dass die Vorwürfe des Wahlbetrugs, die vom „liberalen Mainstream“ in Brüssel geäußert werden, unbegründet seien. In Tiflis wurde deutlich, dass Orbán sich als Unterstützer der georgischen Integrationsbestrebungen versteht, jedoch auf Grundlage nationaler Souveränität statt zentralisierter Kontrolle – ein Leitmotiv, das er auch in der EU vehement vertritt.
Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2010 hat Orbán in Ungarn einen „illiberalen“ Staat etabliert, der gezielt nationalen Interessen gegenüber supranationalen Strukturen den Vorzug gibt. Kritiker werfen ihm vor, demokratische Strukturen auszuhöhlen, doch Orbán versteht es geschickt, diesen Vorwurf in ein positives Narrativ von „nationaler Selbstbestimmung“ zu wenden, das in mehreren europäischen Staaten zunehmend Zuspruch findet. Insbesondere für konservative Kräfte stellt Orbán eine Symbolfigur für die Verteidigung traditioneller Werte und nationaler Identität dar.
Orbáns jüngste Reisen, darunter nach Moskau zu Wladimir Putin, nach Peking zu Xi Jinping und nach Florida zu Donald Trump, untermauern seine Rolle als Grenzgänger zwischen Ost und West. Kritiker mögen seine Treffen als Annäherung an autokratische Regime bezeichnen, doch Orbáns Kalkül dahinter scheint klar: Ungarn soll in der globalen Neuordnung eine eigenständige Rolle spielen. Diesem Ziel folgt auch sein Bemühen, mittel- und osteuropäische Länder in die EU zu integrieren. Für ihn ist diese Erweiterung nicht nur ein geopolitischer Zugewinn, sondern auch eine Möglichkeit, die EU von innen heraus zu reformieren und das politische Gleichgewicht zugunsten einer vielfältigeren Werteordnung zu verschieben.
meloni’s face on behalf of the rest of the eu pic.twitter.com/6FOZpWx5yM
— ian bremmer (@ianbremmer) July 12, 2024
Die diplomatische Strategie, die Orbán verfolgt, mag nicht immer im Einklang mit den Vorstellungen der EU-Führung stehen, doch sie demonstriert seine Fähigkeit, Ungarn als souveräne, selbstbewusste Nation zu positionieren.
Orbán bietet ein Modell an, das zeigt, wie man in der globalisierten Welt eine unabhängige Identität wahren kann, ohne sich vollständig den dominanten Strömungen zu unterwerfen. Sein Beispiel könnte für jene Staaten inspirierend sein, die sich nicht der bisherigen Entwicklung der europäischen Politik anschließen wollen.
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