Die baltischen Staaten bereiten sich auf mögliche Krisenszenarien vor und rücken angesichts der aktuellen geopolitischen Lage nationale Sicherheitsstrategien in den Vordergrund. „Obwohl jede Gemeinde bereits individuelle Evakuierungspläne hat, ist es entscheidend, dass wir einen nationalen Plan entwickeln und bereit sind, ihn umzusetzen“, betonte Innenministerin Agne Bilotaite bei einer Pressekonferenz.
Die Dringlichkeit ergebe sich aus der wachsenden Bedrohung durch Cyberangriffe, hybride Kriegsführung und die anhaltenden Spannungen in der Region, berichtet der litauische Rundfunk LRT.
„Der Katastrophenschutz ist heute wichtiger denn je. Der Krieg gegen die Ukraine dauert an, die Länder unserer Region sind hybriden und desinformierenden Angriffen ausgesetzt und Sabotage ist unsere neue Realität. Es ist wichtig zu betonen, dass wir an vorderster Front stehen, daher ist der Katastrophenschutz heute zu einer Priorität auf der Tagesordnung geworden.“
Litauen habe sich für eine enge Zusammenarbeit mit den anderen baltischen Staaten entschieden. Darüber hinaus sei geplant, Fördermittel der Europäischen Union zu beantragen, um die gemeinsamen Sicherheitsbemühungen zu unterstützen. „Die Zeiten haben sich geändert und wir müssen den Zivilschutz an hybride und militärische Bedrohungen anpassen“, mahnte die Innenministerin.
„Es ist an der Zeit, unsere Kapazitäten zu bündeln und sowohl auf regionaler als auch auf EU-Ebene koordiniert vorzugehen. Ja, das ist sehr kostspielig, aber wir müssen darüber diskutieren, wie wir unsere Anstrengungen bündeln und eine angemessene Unterstützung durch die EU erhalten können.“
Im Juli hat das litauische Parlament ein Programm zur Stärkung des Katastrophenschutzes verabschiedet. Es umfasst unter anderem den Bau neuer Schutzräume und ein modernes Warnsystem. Das Projekt wird mit 285 Millionen Euro finanziert.
Laut einer LRT-Umfrage verfügt jeder vierte Einwohner Litauens mit geschätzt rund 2,9 Millionen Einwohnern über Notreserven. Menschen über 50 Jahre, Großstadtbewohner, Befragte mit dem höchsten Familieneinkommen, Führungskräfte und Befragte, die die finanzielle Situation ihrer Familie als gut einschätzen, verfügen häufiger über Notreserven. Die Befragten mit dem niedrigsten Familieneinkommen, Arbeitslose, Hausfrauen und Alleinstehende haben weniger vorgesorgt.
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